Die Schwarzwaldklinik

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Der Dieb (1)

 

 

Pfleger Mischa bekommt Anweisungen von einer Krankenschwester.

Krankenschwester: So, bring' mir aber die Empfangsbestätigung gleich unterschrieben zurück.

Mischa: Mmmmh, is gebongt.

Krankenschwester: Und zackzackig, ja? Der Landrat ist ein Oberstleutnant a.D.

Mischa: Tatsächlich?

Krankenschwester: Ja, mein Mann war mal Unteroffizier in seinem Regiment.

Mischa: Na, da knall' ich doch die Arschbacken zusammen, dass die Luft rausgeht wenn ich in sein Zimmer geh'.

Pfleger Mischa stößt mit Professor Brinkmann zusammen.

Mischa: Tschuldigung, Herr Professor.

Pfleger Mischa geht weiter. Udo kommt und stößt ebenfalls mit Professor Brinkmann zusammen.

Udo: Entschuldige, es tut mir leid.

Prof. Brinkmann: Es war meine Schuld.

Udo: Ich meine nicht den Zusammenstoß jetzt, ich meine den von vorgestern. Ich hab' etwas voreilig gehandelt... und unberechtigt. 

Prof. Brinkmann: Tja, es war für uns beide zuviel auf einmal, nicht? Ok.

Dr. Rens beim Landrat.

Dr. Rens: Herr Landrat, ich habe Ihnen hier auf einem Zettel notiert welche Stationen Sie anlaufen müssen. Die Uhrzeit steht auch dabei.

Landrat: Oh, des isch aber eine ganze Menge. I denk' des wird eingerenkt und fertig.

Dr. Rens: Also so einfach ist das nun auch wieder nicht.

Landrat: Ich seh' schon, die Klinik will an mir verdienen, weil ich ihnen immer die Zuschüsse kürze, haha.

Dr. Rens: Der Professor wird sich dann gleich persönlich um Sie kümmern.

Landrat: Ja, isch gut.

Dr. Rens: Mich entschuldigen Sie jetzt bitte.

Dr. Rens geht und Pfleger Mischa betritt das Zimmer.

Mischa: Guten Tag.

Landrat: Was isch das denn?

Mischa: Ihre Wäsche. Wenn Sie bitte hier unterschreiben würden.

Landrat: Ah, des brauch' i doch net. I hab' doch mei eigene Wäsche mit.

Mischa: Unterschreiben müssen Sie bitte trotzdem.

Landrat: I brauch bloß die Kleiderbügel, des Besteck das brauch i scho gar net. I hab' mei eigenes mitgebracht.

Mischa: Ist besser, wenn sie dies da nehmen sonst kommen die in der Küche durcheinander.

Landrat: Wieso?

Mischa: Die wissen nicht wem das andere gehört.

Landrat: Da steht doch mein Monogramm drauf. Ahja...

Mischa: Geht's? Dankeschön. Warten Sie, ich helf' Ihnen.

Landrat: Lassen Sie nur, i hab' des gelernt die Zähne zusammenzubeißen.

Mischa: Na dann beißen sie jetzt mal schön.

Landrat: Aaaaah aua, scheiß Schulter.

Mischa: Ok?

Landrat: Das zieht bis in die Bandscheibe.

Mischa: Brauchen Sie klinikeigene Pantoffeln oder haben Sie eigene mitgebracht?

Landrat: Pantoffeln, die hab' i vergessen.

Mischa: Na, dann nehmen wir die hier. Wollen wir hoffen, dass sie passen, ne? Mal gucken. Ja, wird wohl hinkommen. Der rote Knopf da ist wenn Sie mich brauchen, der Gelbe ist für den Arzt.

Landrat: Waren Sie beim Bund?

Mischa: Nee, ich leiste meinen Zivildienst ab.

Landrat: Ah, so einer sind Sie. Hab' eigentlich mit einer netten Schweschter gerechnet und was krieg' i? Einen Wehrdienschtverweigerer.

Mischa: Tja, das Leben ist hart. Aber Sie haben ja gelernt die Zähne zusammenzubeißen. Außerdem bin ich nur für die niederen Dienste da, so Töpfchen entleeren, Fieber messen, für die gehobeneren Tätigkeiten kommt dann die Schwester.

Landrat: Da bin i aber froh. Sie haben nämlich einen Ton am Leibe, ziemlich reschpektlos, gell?

Mischa: Jawoll, Herr Landrat! Bis später. Schwester kommt gleich.

Landrat: Saukerl. (schmunzelt)

Bei Frau Baskow zu Hause. Herr und Frau Mattke machen sich Sorgen um die alte Dame. Frau Mattke sieht vor ihrem Geschäft nach dem Rechten.Herr Mattke beobachtet seine Frau vom Fenster aus.

Frau Mattke: Tja, du im Laden ist sie auch nicht. Ob die weggegangen ist?

Herr Mattke: Wohin denn? Die geht doch nie weg.

Frau Mattke geht wieder zurück ins Haus.

Frau Mattke: Da, die Brötchen hängen immer noch hier seit drei Stunden. Und die Zeitung hat sie auch noch nicht reingeholt. Komm, schließ' auf, Erwin.

Herr Mattke: Der Schlüssel steckt von innen.

Frau Mattke: Erwin, schlag die Scheibe ein. Da ist was passiert.

Herr Mattke: Na, wie du meinst. Auf deine Verantwortung.

Frau Mattke: Ja, komm'.

Herr Mattke: Du bist die Hausbesitzerin.

Frau Mattke: Vorsicht!

Herr Mattke: Vorsicht!

Herr Mattke schlägt die Scheibe der Haustür ein. Frau Baskow wird leblos auf dem Küchenboden gefunden.

Frau Mattke: Ein Arzt, schnell schnell, Erwin.

Herr Mattke: Ist sie tot?

Frau Mattke: Das weiß ich doch nicht. Du, ruf's Krankenhaus an. Die sollen schnell nen Unfallwagen schicken. Du, und ruf' auch gleich ihre Schwester mit an.

Herr Mattke eilt zum Telefon. Frau Mattke bleibt solange bei Frau Baskow.

Frau Mattke: Mein Gott. Frau Baskow? Frau Baskow, hören Sie mich? Hach, mein Gott.

Frau Mattke entdeckt auf dem Küchenschrank 10 50-DM-Scheine.

Bei der "Schwarzwaldklinik". Pfleger Mischa sitzt vor dem Klinikeingang und liest Zeitung.

Mischa: Die Milch für die Schönheit. Ich...

Plötzlich ein Pfiff eines Kollegen.

Pfleger: Kommst du mit?

Mischa: Wohin?

Pfleger: Ein Notruf zu deiner Lieblingsoma, Oma Baskow.

Mischa: Schon wieder eine Gallenkolik?

Pfleger: Keine Ahnung, komm'.

Der Rettungswagen trifft vor dem Haus von Frau Baskow ein.

Frau Mattke: Tach, Herr Doktor. Hier, bitte.

Dr. Schäfer: Guten Tag.

Herr Mattke: Hier, bitte.

Dr. Schäfer: Sieht nicht gut aus. Schlaganfall.

Mischa: Das musste ja mal so kommen.

Dr. Schäfer: Au!

Mischa: Ist was, Doktor?

Dr. Schäfer: Nein nein, ist nichts. Auf die Trage.

Frau Mattke: Hatte gleich schon so ein komisches Gefühl, weil... weil sie die Brötchen nicht reingenommen hatte und weil... weil es so still war. Sonst hat sie morgens immer das Radio voll auf, weil sie doch schwerhörig ist, nicht?

Pfleger: Vorsicht!

Dr. Schäfer: Verstehe.

Frau Baskows Schwester und ihre Mann treffen ein.

Frau Schneider: Was denn, schon wieder eine Gallenkolik?

Dr. Schäfer: Nein, wahrscheinlich Hirnschlag. Sie sind die Tochter, ja?

Frau Schneider: Nein, die jüngere Schwester.

Dr. Schäfer: Kommen Sie, wir müssen uns beeilen.

Frau Schneider: Mein Gott, die sieht ja schon aus wie tot.

Frau Mattke: Tag, Frau Schneider.

Frau Baskow wird in den Rettungswagen gebracht.

Pfleger: Hast du?

Mischa: Ja. Ich hol' mal schnell den Waschbeutel.

Pfleger: Ist gut.

Pfleger Mischa geht zurück in die Wohnung.

Frau Mattke: Ich bin durch die Brötchen stutzig geworden. Die... die hingen an der Türklinke.

Mischa: Entschuldigung, ich hol' nur den Waschbeutel.

Herr Mattke: Wir haben uns Sorgen um sie gemacht, der Laden war auch nicht auf.

Frau Schneider: Aber gestern was sie doch noch ganz in Ordnung.

Frau Mattke: Ja, sowas geht manchmal schnell.

Mischa: Wiedersehen.

Herr Mattke: Wiedersehen.

Frau Mattke: Das Glas hat mein Mann eingeschlagen. Die Tür war ja von innen verriegelt, nicht?

Herr Schneider: Wollen wir nicht gleich hinterher fahren, in die Klinik?

Frau Schneider: Da können wir doch auch nichts ausrichten. Vielen Dank jedenfalls Ihnen beiden.

Herr Mattke: Och, nichts zu danken.

Frau Mattke: Bitte schön.

Herr Mattke: Tschüß dann.

Herr und Frau Schneider betreten die Küche von frau Baskow.

Frau Schneider: Das sieht ja aus hier. Heb' das mal auf.

Frau Schneider findet auf dem Küchenschrank den Umschlag mit dem Geld.

Frau Schneider: Du, da waren gestern noch 10 50er Scheine drin.

Herr Schneider: Woher willste das denn wissen?

Frau Schneider: Weil ich's gesehen hab'. Ich war doch da gestern Abend. Die kann doch nicht von gestern Abend auf heute Früh 450 Mark ausgegeben haben.

Herr Schneider: Aber das ist im Moment doch wohl egal, Mathilde. 

Frau Schneider: Also mir nicht. Wenn sie stirbt erbe ich nämlich. Und ich wüsste nicht was es sonst noch hier zu erben gäbe. Das Geld ist gestern mit der Post gekommen. Hier ist noch der Abschnitt, kuck' mal. Das war 'ne Rentennachzahlung, exakt 500 Mark. Und jetzt sind's nur noch 50.

Herr Schneider: Ja ja. Komm', lass uns in die Klinik fahren. Vielleicht geht es ihr schon wieder besser und sie kann dir sagen, was sie mit den 450 Mark gemacht hat.

Frau Schneider geht in den Laden zur Kasse.

Frau Schneider: Hier ist es auch nicht. Mach' mal Platz. Die Uhr ist auch weg.

Herr Schneider: Was denn für 'ne Uhr?

Frau Schneider: Die alte Taschenuhr von Papa. Die ging zwar nicht, aber sie hatte antiquarischen Wert.

Herr Schneider: Also Mathilde, ich finde das gehört sich nicht.

Frau Schneider: Nein, stehlen gehört sich wirklich nicht.

Herr Schneider: Jetzt hier zu schnüffeln meine ich.

Frau Schneider: Du, das ärgert mich wirklich, dass das Geld weg ist. Das kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben. Sag' mal, ob der Pfleger der vorhin zurückgelaufen ist...?

Herr Schneider: Der kam doch nur mit ihrem Waschzeug zurück.

Frau Schneider:  Na glaubste ein Dieb zeigt das Geld das er gestohlen hat?

Herr Schneider: Ach, dann kannst du auch die Mattkes verdächtigen. Die haben das Fenster der Wohnungstür eingeschlagen.

Frau Schneider: Die Mattkes sind seriöse Leute. Die haben Frieda eher mal was zugesteckt.

Herr Schneider: Was man von dir nicht behaupten kann.

Frau Schneider: Was?

Herr Schneider: Nichts.

Zwei Polizisten kommen zur "Schwarzwaldklinik". Einer der Beamten erkundigt sich nach einem Pfleger.

Polizist: Moment mal, wir hätten gerne eine Auskunft von Ihnen. Wir suchen einen... äh... Pfleger namens... ähm...

Währenddessen im Büro des Verwaltungsdirektors Mühlmann.

Mühlmann: Nein nein, das wollen wir jetzt gar nicht anfangen würde ich sagen. Also wenden Sie sich persönlich an Professor Brinkmann. Mir scheint, dass hier alle etwas überempfindlich reagieren. Auch Sie, Oberschwester.

Oberschwester Hildegard: Na dann sagen Sie mal wie ich mich verhalten soll. Soll ich Schwester Christa überhaupt keine Anweisungen mehr geben?

Mühlmann: Nun seien Sie doch nicht gleich eingeschnappt. Natürlich, wie immer. Es hat sich ja nichts geändert. Aber vielleicht sollten Sie auf Ihre überschwelligen Bemerkungen verzichten, Oberschwester.

Es klopft an die Tür.

Mühlmann: Ja, bitte?

Die zwei Polizisten treten ein.

Polizist: Guten Tag.

Mühlmann: Tag, meine Herren.

Polizist: Verzeihung, wir müssen nur einer Anzeige nachgehen.

Mühlmann: Ach, habe ich wieder mal im Halteverbot geparkt, was?

Polizist: Nein nein, wir suchen da einen jungen Mann, mittelgroß, dunkle lange Haare, lockig, ein Pfleger von hier der die erkrankte Frau Baskow mit abgeholt hat.

Mühlmann: Ja, und warum suchen Sie den?

Polizist: Weil Geld verschwunden ist aus der Wohnung. Wir haben da eine Anzeige und müssen ihr nachgehen.

Oberschwester Hildegard: Kommen Sie doch bitte mal.

Vor dem Klinikeingang steht Pfleger Mischa und befestigt einen Karton auf seinem Mofa.

Oberschwester Hildegard: Der da war mit im Einsatzwagen.

Mühlmann: Na hören Sie mal, Oberschwester. Der Mischa stiehlt doch nicht.

Oberschwester Hildegard: Das habe ich doch auch nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass er beim Einsatz dabei war.

Polizist: Danke.

Oberschwester Hildegard: Bitte.

Polizist: Ja, wir fragen ihn. Wiedersehen.

Oberschwester Hildegard: Wiedersehen.

Mühlmann: Danke, meine Herren. Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden, ja?

Polizist: Selbstverständlich.

Mühlmann: Das hätte mir gerade noch gefehlt. Der Mischa war doch immer ganz besorgt um die Oma Baskow, als sie bei uns stationiert war, aber bestiehlt sie doch nicht.

Oberschwester Hildegard: Sind Sie da so sicher?

Mühlmann: Aber Oberschwester.

Oberschwester Hildegard: Tja,

Die beiden Polizisten gehen zu Pfleger Mischa.

Polizist: Guten Tag.

Polizist: Tag.

Mischa: Tag. Is was?

Polizist: Na klar, wenn wir kommen ist immer was.

Der Landrat beobachtet von seinem Krankenzimmer aus das Geschehen.

Polizist: Wir müssen Sie leider bitten mitzukommen.

Mischa: Was?

Polizist: Ja, und Ihren Karton nehmen Sie bitte auch mit.

Mischa: (leise) Arsch.

Polizist: Was haben Sie gesagt?

Mischa: Nichts.

Oberschwester Hildegard kommt in den Medikamentenraum und ärgert sich über die Unordnung. 

Oberschwester Hildegard: Das ist doch nicht zu fassen. Jetzt stehen die alten Kartons hier immer noch herum. Muss ich mich vielleicht selber bemühen, weil die Damen keine Ordnung halten könne?

Schwester Christa kommt rein.

Schwester Christa: Verzeihung, das war ich.

Oberschwester Hildegard: Oh, entschuldigen Sie, Schwester Christa. Entschuldigen Sie vielmals meine heftigen Worte. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie das waren, dann hätte ich natürlich nicht ein einziges Wort gesagt, dann hätte ich mir doch lieber die Zunge abgebissen.

Schwester Christa verlässt den Medikamentenraum.

Oberschwester Hildegard: Mein Gott, mein Gott, jetzt war das auch wieder falsch. Ich kann doch nicht mehr tun als mich bei ihr entschuldigen, oder?

Bei Pfleger Mischa zu Hause. Er packt einen Fernseher aus dem Karton.

Mischa: So, bitte.

Polizist: Wann gekauft?

Mischa: Heute.

Polizist: Das glaube ich. Möchte es sogar genauer wissen. Vor dem Einsatz bei Frau Baskow oder hinterher?

Mischa: Na hinterher.

Der zweite Polizist findet eine Taschenuhr am Regal hängend und weist seinen Kollegen darauf hin. 

Polizist: Martin!

Pfleger Mischa packt einen Zettel aus.

Mischa: Hier.

Polizist: Was ist das denn?

Mischa: Na die Rechnung.

Polizist: Aha, 428 Mark. Da hat's ja gerade gereicht. Da haben Sie sogar noch 22 Mark zurückbekommen.

Mischa: Ich hab' 72 zurückbekommen. Ich hab' nämlich mit 500 bezahlt.

Polizist: Nein nein, die Anzeige lautet auf Diebstahl von 450 Mark. Einen Fünfziger haben Sie freundlicherweise zurückgelassen.

Polizist: Ähm Martin, vielleicht kann er ja nachweisen, dass er das Geld von seinem Konto abgehoben hat.

Mischa: Ich kann überhaupt nichts nachweisen, ihr toten Hosen. Aber ich beklau' keine arme alte Frau, ist das klar?

Polizist: Was die toten Hosen angeht gibt es vielleicht ein Verfahren für sich. Was ist denn jetzt mit der Uhr?

Polizist: Ahja, da ist nämlich hinten... moment... für Theodor Baskow zur ersten heiligen Kommunion 1886 eingraviert.

Mischa: Ja. Die hat sie mir geschenkt. Was guckt ihr denn so abgemackert? Oma Baskow lag zweimal auf meiner Station. Und zwischendurch habe ich sie immer mal wieder besucht, ihr was vorgelesen, Kohlen raufgeholt, hat sich ja kein Aas um die alte Frau gekümmert. Und vor ein paar Wochen hat sie mir halt die Uhr geschenkt. Ich wollt' sie erst gar nicht haben, aber dann hat sie gesagt: Wenn du sie nicht nimmst, dann...

Polizist: Dann?

Mischa: ... fällt sie nur meiner Schwester in die Hände.

Polizist: Aaaah, das soll wohl so eine Art Rache dafür sein, dass diese Schwester sie wegen Diebstahls angezeigt hat, ha?

Mischa: So 'nen Quatsch, Rache. Die Schwester hat sich nicht weiter um die Oma gekümmert und deswegen hat sie mir die Uhr geschenkt.

Polizist: Naja, dafür haben Sie vielleicht einen Zeugen.

Mischa: Nee, hab' ich nicht.

Polizist: Nein, auch nicht? Tja, sieht aber gar nicht gut aus. Sie waren nämlich als Einziger noch ein paar Augenblicke alleine in der Wohnung von Frau Baskow heute Vormittag. Tja, wir müssen Sie dann leider jetzt bitten mit auf's Revier zu kommen wegen des Protokolls.

Mischa: Ich glaub' mich streift 'nen Bus.

Polizist: Von mir aus 'nen Güterzuch. Na komm', es sieht ganz so aus als wenn da 'nen Verfahren wegen Diebstahl und Unterschlagung auf Sie zukommt. Was Sie da zu Ihrer Entlastung vorbringen ist ja wirklich mehr als Krampf. Na kommen Sie schon.

In der "Schwarzwaldklinik" bei Verwaltungsdirektor Mühlmann. Es klopft an die Tür.

Mühlmann: Ja, bitte?

Schwester Christa tritt ein.

Mühlmann: Ach, Schwester Christa. Na, was gibt's?

Schwester Christa: Meine Kündigung.

Mühlmann: Ihre was?

Schwester Christa: Meine Kündigung.

Verwaltungsdirektor Mühlmann liest sich den Brief durch.

Mühlmann: Ohne Angabe von Gründen?

Schwester Christa: Ich muss das ja nicht begründen.

Mühlmann: Nein nein, das müssen Sie nicht. Aber... naja, vielleicht überlegen Sie sich das ganze nochmal gründlich, nehmen den Brief mit nach Hause und vergessen alles, mmmmh?

Schwester Christa: Nein.

Mühlmann: Also falls es etwas mit Oberschwester Hildegard zu tun hat, wir wissen ja alle, dass sie etwas schwierig ist, mmmh? Aber sie hat auch ihre Vorzüge.

Schwester Christa: Ich kündige ohne Angabe von Gründen.

Mühlmann: Ohne Rücksprache mit Professor Brinkmann?

Schwester Christa: Ja.

Mühlmann: Na, das kann Wirbel geben, schon weil... äh... naja, Sie wissen ja.

Schwester Christa: Nicht soviel Wirbel wie wenn ich bleibe. Entschuldigen Sie mich.

Schwester Christa verlässt das Zimmer.

Mühlmann: Tja.

Bei Ehepaar Mattke zu Hause.

Herr Mattke: Du, hör' dir das mal an.

Frau Mattke: Was?

Herr Mattke: Wurde der 22-jährige Zivildienstleistende Michael B., Hilfspfleger in einem Krankenhaus, wegen des Verdachts des Diebstahls und der Untreue zur Anzeige gebracht. B. soll bei einem Rettungseinsatz in der Wohnung einer Patientin eine Uhr und einen höheren Geldbetrag entwendet haben. Haste gehört?

Frau Mattke: Ja, na und? Wir haben nichts genommen was uns nicht gehört.

Herr Mattke: Nee. Aber da müssen wir doch Bescheid sagen, oder?

Frau Mattke: Ja spinnst du, Erwin? Dann sind doch wir dran. Wie willste das beweisen, hä?

Herr Mattke: Trotzdem, das kann man ja nicht einfach so laufen lassen.

Frau Mattke: Wir haben niemanden bestohlen und damit basta. Von der Schneider kriegen wir doch nie wieder zurück, was uns zusteht, diesem Biest. Die nimmt nur, raff raff. Hat auch die Pflegerin vom Sozialamt gesagt. Kein Herz hat die Frau.

Herr Mattke: Es geht doch nicht um die Frau Schneider. Es geht doch um den Jungen.

Frau Mattke: Die Polizei hat uns nichts gefragt, also brauchen wir auch nichts zu wissen. Und jetzt trink' deinen Kaffee bevor er kalt wird, sonst meckerst du dann mich wieder an. 

In der "Schwarzwaldklinik" im Chefarztzimmer. Professor Brinkmann und Verwaltungsdirektor Mühlmann im Gespräch.

Prof. Brinkmann: Also gut, nächster Punkt.

Mühlmann: Tja, da wäre die Belegung. Durch drei Überweisungen, meiner Ansicht nach unnötig, und vier Frühentlassungen, meiner Ansicht nach zu früh, haben wir jetzt elf nicht belegte Betten. Wir geraten in ein schlimmes Kostendefizit.

Prof. Brinkmann: Vielleicht passiert bald mal eine Naturkatastrophe, ein Erdbeben oder ein Busunglück, dann geht's Ihnen besser, nicht?

Mühlmann: Naja, ich wollte nur mal wieder darauf hinweisen. Der nächste Punkt: Zivildienstleistender Mischa Burgmann steht unter Diebstahlsverdacht. Tja, ich hatte einen Anruf vom Staatsanwalt, habe daraufhin das Bundesamt angerufen, die überlassen das uns ob ihm vorsorglich gekündigt wird oder...

Prof. Brinkmann: Natürlich wird ihm nicht gekündigt. Bevor er vor Gericht nicht schuldig gesprochen wird verschwende ich daran keinen Gedanken.

Mühlmann: Naja, wie Sie meinen, Herr Professor. Die Tatumstände allerdings, man hat bei ihm eine Uhr gefunden die Frau Baskow mal von ihrem Vater geerbt hat. Naja, leider hat es einiges Aufsehen in der Klinik gegeben, weil die Polizisten hier vorgefahren sind.

Prof. Brinkmann: Trotzdem. Ich kenne Mischa. Der ist viel zu selbstlos. Der bestiehlt keine alte Frau. Noch was?

Mühlmann: Ja. Schwester Christa hat gekündigt. Naja, ich hab' den Vorgang noch zurückgehalten weil ich dachte, dass sie die Kündigung wieder zurücknehmen würde, aber leider...

Prof. Brinkmann: Halten Sie den Vorgang bitte noch länger zurück. Ich... ich sprech' mit ihr.

Mühlmann: Gut. Tja, ich glaube das wär's dann.

Verwaltungsdirektor Mühlmann verlässt das Chefarztzimmer. Professor Brinkmann ist geschockt. Er lässt Schwester Christa zu sich rufen.

Prof. Brinkmann: Schwester Christa bitte.

Fräulein Meis (über die Gegensprechanlage): Schwester Christa ist bei der Bewegungstherapie. Soll sie sofort?

Prof. Brinkmann: Nein, wenn sie frei ist. Und äh... rufen Sie Mischa aus.

Fräulein Meis (über die Gegensprechanlage): Der sitzt hier bei mir. Der will sie auch sprechen. Ich schick' ihn rein.

Pfleger Mischa tritt ein.

Mischa: Tag, Herr Professor.

Prof. Brinkmann: Also machen wir es einfach. Jeder kommt mal in Versuchung, nicht? Deshalb von Mann zu Mann. Haben Sie die alte Oma beklaut?

Mischa: Nein.

Prof. Brinkmann: Dann stehen Sie unter meinem persönlichen Schutz.

Mischa: Naja ich hoff', dass Oma Baskow für mich aussagt, zumindest was die Uhr angeht.

Prof. Brinkmann: Mein Junge, das wird nicht mehr gehen. Oma Baskow ist heute Nacht gestorben.

Mischa: Was?

Prof. Brinkmann: Ja. Also Kopf hoch.

Mischa: Das sagen Sie so einfach, Kopf hoch. Das ist ein Gelaber und Gefetze. Manche sprechen schon nicht mehr mit mir.

Prof. Brinkmann: Sag' mir Bescheid, wenn's zu schlimm wird, ja? Solange ich hier Chef bin wird keiner vorverurteilt.

Mischa: Danke.

Schwester Christa kommt gerade rein. Pfleger Mischa verlässt das Chefarztzimmer.

Schwester Christa: Du wolltest mich sprechen?

Prof. Brinkmann: Ja. Sag' mal, Christa, was soll das? Du kommst von Sylt zurück, drückst Käti die Leine von Jerry in die Hand und verschwindest wieder. Na, ich ruf' dich ein paar Mal an und keiner hebt ab. Und heute Morgen trittst du den Dienst wieder an und... lässt Dich auch nicht sehen. Stattdessen legt mir Mühlmann deine Kündigung auf den Tisch.

Schwester Christa: Ja.

Prof. Brinkmann: Ja. Was heißt ja?

Schwester Christa: Woher soll ich wissen ob Du mich sehen willst?

Prof. Brinkmann: Komm', setz' dich.

Schwester Christa: Du sagst mir ich soll den Sylt-Urlaub nicht abbrechen. Und ich dachte du brauchst mich.

Prof. Brinkmann: Ja. Nein. Ich dachte du brauchst deinen Urlaub. Der... der Tod von Elena war ein schwerer Schlag für mich.

Schwester Christa: Ja. Eben.

Prof. Brinkmann: Stellst du jetzt alles wieder in Frage?

Schwester Christa: Nein. Alles nicht, aber... meine Situation hier ist nicht leicht.

Prof. Brinkmann: Und deshalb willst du kündigen?

Schwester Christa: Ja. Ich kann mir und anderen nicht zumuten zwischen sämtlichen Stühlen zu sitzen. Die haben doch schon alle Verhaltensstörungen. Also ich will sie nicht auch noch bekommen.

Prof. Brinkmann: Konkret.

Schwester Christa: Naja, zum Beispiel... ich werde nicht mehr zurechtgewiesen wenn ich eine Nachlässigkeit begehe. Oh Verzeihung, wenn Sie das waren, Schwester Christa, dann ist das natürlich was anderes. Mehr oder weniger fürchten sie alle ich weine mich an deiner Brust aus und dann bricht ein Donnerwetter über sie herein.

Prof. Brinkmann: Worauf du dich verlassen kannst. Schwester Hildegard, nicht?

Schwester Christa: Na siehst du? So würde das ablaufen. So kann man doch nicht arbeiten. Das ist doch unwürdig... für alle.

Prof. Brinkmann: Also gut, wenn deine Kündigung auf diesen... auf diesen Überlegungen beruht, dann sehe ich es natürlich ein. Und... was willst du machen?

Schwester Christa: Mich woanders bewerben.

Prof. Brinkmann: Hoffentlich nicht zu weit weg.

Schwester Christa: Nein. Aber auch nicht zu nah. Wir brauchen Abstand. Der Tod von Elena... das will verarbeitet sein. Das hast du selbst gesagt. Lass uns Zeit.

Prof. Brinkmann: Weißt du, ich... ich bin natürlich nur ein bisschen verunsichert jetzt, denn wir sprachen über dein Studium und... von unserer Heirat und... und so ein Studium will ja finanziert werden... und... naja... wenn du jetzt wieder als Schwester an ein anderes Krankenhaus gehst, dann...

Schwester Christa: Ich brauche diese seelische Verschnaufpause, Klaus. Ich will in aller Ruhe ergründen, was ich von dir und von mir erwarten kann. Das muss sein.

Prof. Brinkmann: Weißt du, es ist wirklich zu komisch. Aber gerade weil du so bist wie du jetzt bist möchte ich dich eigentlich gleich. Aber... wenn's keinen Sinn hat zu warten, dann sag's mir gleich. Ich mag keine Trennungen häppchenweise.

Schwester Christa: Es hat Sinn, dass du wartest.

Professor Brinkmann küsst Schwester Christas Hände.

 

 

 

 

 

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