Die Schwarzwaldklinik

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Versorgung des Pfarrers


 

Die Einkünfte setzten sich nach einer Aufstellung aus dem 17. Jahrhundert hauptsächlich aus dem Zehnten, den Stolgebühren und Meßstipendien zusammen, wozu noch Lehengelder und die Erträgnisse einiger Pfarrgüter kamen. Der Zehnte zerfiel in den Heu-, Hanf-, Frucht-, Wein- und Blutzehnten, was man als Großzehnten bezeichnete, und den Kleinzehnten von Erbsen, Bohnen usw. Den Heuzehnten bekam der Pfarrer nur von den Untertäler Bauern, während die anderen dem Deutschorden zehntbar waren.


Der Hanfzehnte und der Fruchtzehnte wurde von den Untertälern und den 2 Badhöfen geliefert. Im Untertal musste der Pfarrer die Frucht auf seine Kosten einsammeln lassen, während die etwas entlegenen zwei Badbauern sie unentgeltlich brachten.


Den Weinzehnten bezog damals der Pfarrer von Winterbach, vom Gschwander-, Dischen- und Wisserhof. Die anderen Bauern hatten damals keine Reben. Der Bauer musste den Wein zuerst mosten, und davon holte dann der Pfarrer das Zehntmaß.


Vom Blutzehnten bekam der Pfarrer nur von den Bauern im Föhrental, Ohrensbach und von den "Achzilähnern" im Obertal. Am Stefanstag musste dem Pfarrer jeweils von jedem Kalb, das geworfen wurde, und von jedem Füllen ein Geldbetrag entrichtet werden. Von den Schweinen musste das zehnte Ferkel hergegeben werden. Schließlich gehörten dem Pfarrer noch 2 Stück Wald, nämlich der Pfaffen- oder Kommenthurrain am Flissert und ein Stück oberhalb des Lindingerhofs, der Herrenberg. Stohlgebühren erhielt der Pfarrer für Begräbnisse, Nachhalten, Jahrtage, Versehgänge und für Taufen. Bei der Hochzeit legte die Braut dem Pfarrer ein Schnupftuch und einen Meien (künstliche Blumen) auf den Altar. In der Osterzeit legte man nach der Beichte und ebenso auch vor Empfang der hl. Kommunion 1 Geldstück auf den Altar.


Eine weitere Einnahmequelle bildeten für den Pfarrer die Opfer in Naturalien, die in der Oktav des Blasiusfestes gebracht wurden. So etwa im Jahre 1698:

"1 Pfund Anken, 1 Hammerstrumpf, 1 Käs, 9 Eier, 1 Bratwurst, 1 Guller (Hahn), 1 Saukopf", etc. Diese Spenden gehörten dem Pfarrfond, jedoch konnte der Pfarrer sie für sich um einen niedrigen Preis erkaufen. Diese Oblationen brachte man noch bis ins Jahr 1850 am Blasiustag und in dessen Oktav in die Kirche. Links vorn im Chor hatte man unter der Statue des hl. Blasius einen Tisch und darauf eine große Platte aufgestellt, wohin man die Schunken und Eier usw. vor der hl. Messe legte. Wie beim Pfarrer, so bestand auch beim Sigrist (Messmer) die Bezahlung vor allem in Naturalien. Von jedem Hof bekam er abwechselnd das eine Jahr eine Korn- das andere eine Habergarbe; nur das Höflein des Adam Ambs im Obertal gab jährlich nur 1/4 Korngarbe. Dies musste der Sigrist wie auch alle seine andern Einkünfte selbst einziehen. In den 4 Gemeinden bekam er von jedem Bauer ferner 2 Laib Brot und an Pfingsten einen Pfingstkäs. An Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Allerheiligen durfte er beim Pfarrer zu Mittag speisen, ebenso hatte der Sigrist auch das Recht, an allen Taufmählchen mitzuessen.


Daraus ist zu ersehen, dass der Pfarrer damals nicht nur eine Wohnung, also das Pfarrhaus, sondern einen Pfarrhof brauchte, den es auch gab. Kam man das Tal herauf, so lag unten an der Kirche das Kaplaneihaus. Oben am Kaplaneihaus lag der Pfarrgarten, wo die Hausgemüse angepflanzt wurden. Dazwischen führte der Weg, durch ein eisernes Gittertor abgeschlossen, in den Pfarrhof, der eine Scheune, einen Viehstall, daneben Heu- und Fruchtboden, sowie eine Holzremise aufwies. Dahinter stand das zweistöckige Wohnhaus des Pfarrers und dahinter 5 Schweineställe, eine Waschküche und ein Brunnen, ausserdem ein Grasgarten und ein Geflügelstall.

 

 

 

 

 

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