Interview mit Volker Brandt
vom 19.09.2012
Wie sind Sie zur „Schwarzwaldklinik“ gekommen?
Ich bin zur „Schwarzwaldklinik“ gekommen, weil Herr Rademann mich eingeladen hatte eventuell mitspielen zu können. Und da habe ich auch nichts anderes gehabt in der Zeit und da habe ich gesagt das mache ich. Wir wussten nicht, wie viele Folgen, wir wussten nicht, was das für ´ne Rolle ist. Ja, Du musst da operieren können und kannst Du dat und so und da habe ich gesagt: Jaja, das ist kein Problem, das lerne ich dann noch und dann hat er mich engagiert und dann bin ich eingestiegen, ich glaube ab der 20. Folge oder so was ähnliches. Ich weiß es jetzt gar nicht genau. Das wird ja jetzt wiederholt und dann werde ich mal, wenn es so in den 20ern kommt gucken ob ich dann auch zu tun habe.
Wie waren die Dreharbeiten für Sie?
Naja, Dreharbeiten ist natürlich für jemanden, der… ähm… ich hatte ja vorher „Tatort“ gespielt und hab’ auch „Traumschiff“ gemacht und so was alles und da kannten wir uns ja schon her und das war sehr angenehm muss ich sagen. Wir hatten Zeit, wir haben auch wirklich gute Bücher gehabt, das ist nicht immer der Fall. Es wurde nicht gehetzt, es wurde… ähm… wir hatten eine gute Stimmung gehabt unter den Kollegen und es waren ja auch alles sehr gute Leute die ich teilweise von der Bühne auch kannte und das hat eigentlich sehr viel Spaß gemacht und waren sehr anders als es jetzt heutzutage so `nen bisschen auf die Flotte, auf die Schnelle und alles Zack Zack und so. Es war sehr familiär muss ich sagen. Auch so Mittagessen gehen, weiß ich noch, war sehr schön und diese Glottertal… äh… Dingsda… dieses… äh… Hotel, wo wir da gewohnt haben, das war auch sehr fein. Und dann haben wir halt sehr viel auch in Hamburg gedreht und dann war da das Studio Hamburg und dann wurde es sachlich in dem Krankenhaus, wo wir da gedreht haben, wo die OP’s und so was standen. Das waren praktisch „Schwarzwaldklinik“ 3 Drehorte.
Welche Szene hat Ihnen am besten gefallen?
Achso, ja. Das ist im… wo war das… wo der Klausjürgen Wussow mich abholen musste vom Bahnhof, weil ich wieder mal gewettet hatte und mein ganzes Geld verspielt hatte und dann wusste ich nicht… nachts saß ich da oben auf irgendeinem Bahnhof und dann musste er kommen, jetzt kommste erstmal mit nach Hause, weil dass hatte mir Herr Rademann mir von Anfang an gesagt… äh… sie sind ja ziemlich ´nen kleiner Bonvivant (französisch für Genussmensch) oder Don Juan (spanisch für Frauenheld), der immer die Frauen alle angräbt. Aber als Operateur, als Arzt, sind sie sehr gut. Und das war immer dieses Zweispiel, dass ich immer erste Klasse als Operateur, aber ganz schrecklich in seinem Privatleben und hatte ja Frau Lochner (Anm.: Frau Schübel alias Anita Lochner), meine Frau und Kinder, und hatte aber eine Freundin hier und eine Freundin da und das war so immer dieses Hin und Her und auch noch Spiellust.
Hat die Rolle des Dr. Schübel in der „Schwarzwaldklinik“ Ihr Leben verändert?
Nein, das kann man nicht sagen. Das ist einfach ´ne berufliche Aufgabe gewesen die über längere Zeit sich abgespielt hat, aber vom Leben verändern… ja gut, jede Rolle, jede Aufgabe verändert ein bisschen auch im kommenden Alter, dann ist man froh, dass man so was macht und so fühlt man sich eigentlich auch ganz gut und soviel hat sich das Leben verändert. Aber wenn man jetzt denken würde, dass es mich innerlich irgendwie verändert hätte, dann kann ich das eigentlich nicht sagen, außer dass ich viele Leute kennen gelernt habe und viel auch Leute mich kennen gelernt haben, als es nachher gezeigt wurde, „Schwarzwaldklinik“-Folgen irgendwann wiederholt wurden, international auch. Ich bin auch schon nach Venedig gekommen und ‚Hallo Dottore von Clinica Nera’ oder so was gehört. Also überall war die Serie ja so gut angekommen… ja, und das verändert einen dann ja schon ein bisschen dahin, dass man sagt, ja, die Leute kennen mich jetzt hier, aber vom „Tatort“ haben sich mich auch gekannt. Also es war nicht so, dass man sagen musste ich hab’ irgendwie jetzt nen großen Schritt ins Leben gemacht.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Dreharbeiten?
Wie gesagt, es war alles sehr sehr relaxt und gut und meine etwas schwierige Persönlichkeit die rollenmäßig die war dann, wollen wir mal sagen, privat völlig solide, weil meine Kinder sind dahin gekommen ins Glottertal und meine Frau ist dahin gekommen und wir haben dort auch ein paar schöne Ferientage gehabt, weil ja auch nicht jeden Tag gedreht wurde und das Hotel, wie gesagt, war sehr gut. Also das war eigentlich alles eine sehr gepflegte Geschichte.
Werden Sie heute noch in der Öffentlichkeit mit Ihrer Rolle als Dr. Schübel angesprochen?
Aber ja (!). Die Leute, wenn sie mich sehen, dann höre ich immer sch… sch…. Entweder es heißt sch…eiß Schauspieler oder sch…eiß „Schwarzwaldklinik“, ja. Aber es gibt, muss ich sagen, also gerade… nicht nur die älteren Leute sondern auch jüngere Leute die haben das auch heute noch mitgekriegt. Das sind immer die Omas und Opas… nee, das ist eigentlich so noch sehr in Erinnerung muss ich sagen, ja.
Was sagen Sie zu Wolfgang Rademanns Entschluss die „Schwarzwaldklinik“ nicht fortzusetzen?
Naja, weil er weiß ja als Fachmann für Show sehr gut, dass man solche Erfolge, wenn sie mal da sind und so vollkommen vom Buch her auch ausgeschöpft sind, dass man da auch nicht künstlich verlängern soll. Er hat ja dann eine Folge noch gedreht… ähm… als wir alle dann schon älter waren, also so wie so ein Revival nannten sie das, und das haben wir noch sehr gut gedreht, da waren alle noch lebendig. Das hat sich dann nach durch die Todesfälle… ja, da sind doch die… der Herr Wussow, da war ich noch bei der Beerdigung und so, da ist das auch zu Ende und der Sohn vom Wussow hätte das nicht fortführen können. Das wäre… da standen schon viele Arztserien da. Da hat der Rademann mir mal gesagt ‚Wissen se… ähm… det lag auf der Straße und ick hab det uffjehoben’, ja. Weil es gab früher Arztfilme, aber es gab eben nicht diese fürs Fernsehen diese Arztfolgen-Serie, das gab es noch nicht. Und er hat es als erster gemacht. Heutzutage laufen da überall die Serien mit jungen Doktoren und noch jüngeren Doktoren und das einzige, was eben bei der „Schwarzwaldklinik“ ist, es ist sehr gut geschrieben, ja, und es ist eine handwerklich und so eine ganz tolle Sache mit den Schauspielern auch die alle einen großen Namen hatten auch von der Bühne her. Es sind nicht so einfach irgendwelche Leute herbeigeholt oder hübsche Doktoren oder hübsche Mädchen, die ja da mitgespielt haben, das ist bei der „Schwarzwaldklinik“ grundsolide, das muss man sagen. Ich habe neulich mal wieder reingeguckt, ich glaube das war vormittags, ja da lief jetzt… äh… wo das jetzt ja wiederholt wird und da habe ich mal reingeguckt und hab’ gesehen, dass es nach wie vor noch gut ist, aber eben sehr sehr sehr solide.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Schauspielkollegen?
Nein, leider nicht. Aber wenn ich sie treffe, dann erinnern wir uns gerne und dann plaudern wir auch. Aber dass ich jetzt mit jemandem sozusagen korrespondiere oder anrufe, das habe ich auch schon mal und so, die sehe ich auch alle mal immer wieder, ja. Der Wussow ist tot, die Eva Maria Bauer ist auch gestorben und den Sascha sehe ich nicht, die… ja, die Anja Kruse sehe ich dann auch mal, weil ich ja auch immer Tournee mache oder unterwegs bin und so, es kann auch mal sein, dass einer… ja, die Kostümbildnerin, Frau Dröge, hat leider einen Hirnschlag bekommen. Die hab’ ich jetzt besucht letzte Woche, weil die ist in Hamburg an den Stuhl gefesselt und ist gelähmt und kann nicht so richtig sprechen. Katrin Dröge, eine wunderbare Kostümbildnerin, die hat auch für Rademann immer die Kostüme gemacht, und die haben wir besucht neulich und mit der telefoniere ich auch und wenn sie sprechen kann, so nen bisschen wenigstens, die ist in Hamburg zu Hause, dann ist es gut. Aber es dauert noch bis sie sich vielleicht ein bisschen weiter ans Sprechen gewöhnt, ja. Das ist mit der Lähmung und mit dem Verlust der Sprache, aber sie versteht alles, ja. Also sie kapiert alles, aber sie ist nicht in der Lage sich auszudrücken.
Welche Erinnerung haben Sie an Klausjürgen Wussow?
An den habe ich nur gute Erinnerungen, weil wir sind ja beide Gründgens-Schüler. Also er war in Düsseldorf bei Gründgens und ich war in Hamburg bei Gründgens. Und er war auch glaube ich sogar noch auf der Gründgens-Schauspielschule in Berlin oder irgendwo und wir haben manchmal abends auch ein bisschen die Nacht durchgeplaudert. Da hatte er eine Liebesgeschichte und noch eine Liebesgeschichte und wir haben dann immer ein bisschen nachts gefachsimpelt, wie man das wohl hinkriegen könnte mit den Frauen uns so. Und er hat auch abends gern ein bisschen Wein getrunken und das war immer sehr kameradschaftlich muss ich sagen. Er war gar nicht arrogant und mit ihm eine Szene zu spielen war immer ein großer beruflicher und… und hoffentlich sieht man auch dann in dem Bild… ähm… professionell, guter Schauspieler, sehr guter Schauspieler.
Welches neue Projekt steht bei Ihnen demnächst an?
Ich bin ständig unterwegs. Ich mache… ich habe 4 Hauptrollen im Augenblick. Eine hier auf Tournee ‚Haus am See’, das ist die Rolle die Henry Fonda gespielt hat in dem Film mit der Katharine Hepburn und der Tochter von Fonda. Und dann habe ich ein Stück in Berlin, heißt „Einsteins Verrat“ und das ist… ähm… ein Stück von Eric-Emmanuel Schmitt. Das ist ein intellektueller Autor aus Frankreich. Und dann mache ich mit der Alexandra Kamp „Achterbahn“, auch ein französischer Autor. Habe ich schon gespielt, spielen wir aber in Essen noch mal jetzt wieder paar Mal und dann habe ich… das sind eins… zwei… achso ja, dann habe ich in Köln habe ich auch… ähm… das heißt „Der Kurschattenmann“. Ich bin da der Kurschattenmann und da sind viele ältere Damen und die beschwatze ich immer und mache immer große Sprüche und dabei will er immer nur schmarotzen und das ist auch ne sehr schöne Aufgabe. Die werde ich in Bonn und in Köln spielen. Und dann ist es 2014… und dann noch eine Tournee mit diesem „Einstein“-Stück. Also ich bin gut versorgt mit Text.
Dieses Interview kam in Lüdenscheid zustande. Volker Brandt spielte am 20.09.2012 das Theaterstück "Haus am See" im Kultuhaus Lüdenscheid. Das Treffen mit dem Schauspieler war am Probetag am 19.09.2012.
Lieber Herr Brandt!
Ich danke Ihnen recht herzlich für den sehr schönen Abend und das interessante Gespräch. Gerne würde ich Sie wieder einmal treffen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.
Herzliche Grüße
Simone Rein
1. Verantwortliche
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