Gaby Dohm: Warum sie Julians Auftritt in der Schwarzwaldklinik streichen ließ
Die Sommerferien hatten für den kleinen Julian diesmal eine ganz besondere Bedeutung. Endlich konnte er wieder bei seiner geliebten Mami sein. Und die ist keine andere, als die überall beliebte Gaby Dohm, noch besser als Frau Dr. Christa Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik bekannt. Julian genoss die Ferien bei seiner Mami im schönen Glottertal, in dem die Dreharbeiten stattfanden. Von morgens bis abends war er dabei und beobachtete seine Mami bei der Arbeit. Eines Abends, beim Gutenacht-Kuss, äußerte der Kleine einen besonderen Wunsch. Gaby Dohm: "Ihn haben die Dreharbeiten so neugierig gemacht, dass er unbedingt auch mal mitwirken wollte. Außerdem, meinte mein Liebling kess, sich das Taschengeld aufbessern zu müssen." Gaby Dohm konnte Julian diesen Wunsch nicht abschlagen und fragte am nächsten Morgen das Team, ob ihr Sohn mal "durchs Bild laufen könnte". Gesagt, getan, schon am nächsten Tag hatte er seinen großen Auftritt. Er nahm ganz aufgeregt auf der Bank vor dem Eingang der Klinik Platz. Dann setzte sich Frau Brinkmann, die in der Rolle zu dieser Zeit hochschwanger ist, neben ihn. Zuerst musste Julian lachen, denn nun war seine Mami für ihn eine fremde Person. Seinen Satz "Warum haben Sie denn so einen dicken Bauch" brachte er dann aber mühelos über die Lippen. Und als er erst die Gage in den Händen hielt, war Julian der glücklichste Junge im ganzen Schwarzwald. Die Fernsehzuschauer werden diese niedliche Szene allerdings nicht zu sehen bekommen. Gaby Dohm: "Als die Szene gedreht wurde, war mir nicht recht klar, wie groß der Rummel um meine Person werden würde. Wenn jetzt Julian auch noch zu sehen ist, wird er womöglich in der Schule gehänselt und aufgezogen." Gabys Stimme ist dabei sehr überzeugend. "Ich finde es nicht gut, wenn Künstler ihre Kinder ins Rampenlicht drängen."
Schlagzeile im Oktober
"Schwarzwaldklinik"
Kuß und Schluß
"Der Anfang vom Ende" - vielversprechend kokettiert die "Schwarzwaldklinik" schon am Start mit ihrem eigenen Ableben. Denn was sie einen kaum zu glauben, andere nicht zu hoffen wagten, flimmert unwiderruflich am Ostersamstag 1989 über die bundesdeutschen Bildschirme: Die letzte Folge der Glottertaler Doktorspiele - ein Finale in Weiß. Schließlich setzt eine "Traumhochzeit" der Weißkittel den Schlußpunkt. Doch ohne Fleiß kein Preis: 24 Folgen der Dauer-Serie gilt es bis dahin noch zu bewältigen. Am Samstag legt des Professors Skalpell wieder wöchentlich die Schicksale bloß. Wer fürchtet, den Anschluß an die dramatischen Ereignisse rund um den "Schwarzwälder OP-Tisch verpaßt zu haben, kann sich zuvor eine Erinnerungsspritze setzen lassen: Das ZDF heilt mögliche Gedächtnislücken am Freitag, 7. Oktober, per Kurz-Rückblick. Dann kann der gute Mensch vom Glottertal erneut von seinem Herzinfarkt genesen, die nette Schwester Christa ehelichen und Sohn Udo in Richtung tiefes Afrika verabschieden. Wenige Stunden später ist das pralle Leben in und um Brinkmanns Privatklinik nicht mehr zu stoppen - das Personalkarussell dreht sich wieder einmal auf vollen Touren. Des Professors Ehefrau (Gaby Dohm) wechselt vom Schwarzwälder Schneidetisch an ein Konstanzer Forschungsinstitut, was dem Ehemann (Klausjürgen Wussow) einige schlaflose Nächte bereitet. Denn ausgerechnet Kollege Vollmers, weiblichen Reizen nie abgeneigt, entpuppt sich als Christas neuer Chef (Christian Kohlund). Doch Professor Brinkmann muß nicht lange auf seine Frau an seiner (beruflichen) Seite verzichten: Christas Nachfolge tritt Dr. Karin Plessers (Verena Peter) an. Dr. Udo (Sascha Hehn) hat dagegen die Nase voll vom Tannengrün. Er zischt ab nach Hamburg - zwecks Erweiterung des beruflichen Horizonts. Und Frau Michaelis (Evelyn Hamann) fällt gleich zu Beginn aus allen Wolken: Freund Florian (Raimund Harmstorf) steht plötzlich wieder vor der Haustür. Autor Herbert Lichtenfeld hat also wieder kräftig zugeschlagen: Der Stoff reicht jedenfalls, um auch das letzte Rad der Serienstaffel mit seinen Irrungen und Wirrungen kräftig in Schwung zu halten. Kein Wunder, daß sich alle Beteiligten schon vor dem Start zufrieden die Hände reiben: Das ZDF lobt das eingespielte Team und die problemlosen Dreharbeiten; Produzent Wolfgang Rademann sieht in den neuen 24 Folgen gar "das Beste, das wir je gemacht haben". Vier Jahre hat Rademann an der Mammutserie mit ihren 70 Folgen gebastelt, runde 235 Millionen Mark mußte sich das ZDF dafür aus den Rippen schneiden - und bekam dafür die erfolgreichste Fernseh-Serie, die je über bundesdeutsche Mattscheiben flimmerte. Und doch ist für die Mainzelmänner am Ostersamstag ´89 definitiv Schluß: "Wir wollen's nicht bis ins Unendliche weitertreiben." Endlos-Dramen mit bis zu 1 000 Folgen, wie aus den USA bekannt, hält man in Mainz für wenig sinnvoll. Den endgültigen Schlußpunkt, wer's denn glauben mag, setzt dann ein tiefer Griff in die Kitsch-Kiste: Wenn der umtriebige Professorensohn Dr. Udo Brinkmann Lernschwester Elke vor den Traualtar führt, wird vor deutschen Fernsehern wohl kein Auge trocken bleiben. Den folgenden Aufschrei des Publikums beim Bemerken des Mull-Entzugs hat Produzent Wolfgang Rademann schon einkalkuliert: "Ich rechne mit einem erheblichen Abschiedsschmerz." Selbst Massenproteste, da ist sich Rademann mit dem ZDF einig, könnte die Entscheidung, das Schwarzwald-Opus sterben zu lassen, nicht mehr rückgängig machen. "Ich habe das immer so gehalten", sagt der Produzent für Einschaltquoten-Renner, "aufhören, wenn's am schönsten ist. Dem gewieften Geschichten-Entwickler wird wohl auch die Zeit fürs Glottertal fehlen, segelt er doch längst in anderen Gefilden wieder hart am Serienwind: "Hotel Paradies" wird gerade auf Mallorca abgedreht: eine Serie, die Rademann Anfang des nächsten Jahres verwirklichen will, spukt schon in seinem Kopf. Für Professor Brinkmann & Co. verbleibt bei Rademann allenfalls eine Träne im Knopfloch: "Ich habe noch viel zu viel Ideen, um der Schwarzwaldklinik hinterherzutrauern."