"49 Prozent Einschaltquote!" schätzte Herbert Lichenfeld, Autor der "Schwarzwaldklinik". Hans-Jürgen Tögel, unser Regisseur, hielt dagegen "43 Prozent" für realistisch, genau wie auch Produzent Wolfgang Rademann. ZDF-Redakteur Gerd Bauer schließlich tippte auf: "48, wenn wir Glück haben."
Die vier saßen am 22. Oktober '85 vor dem Start unserer Serie im Hotel Bachmayer in Rottach-Egern und schlossen eine Wette über unsere erste Einschaltquote ab.
Gewinner sollte der mit der besten Trefferquote sein. Der Verlierer sollte für jeden Punkt, den er falsch lag, eine Flasche Champagner ausgeben.
"Halt Dich fest!" Am nächsten Tag war Wolfgang Rademann an der Strippe. "Wir haben die absolute Sensation, den Super-Knüller. 60 Prozent Einschaltquote!"
Ich hielt mich fest. Und freute mich. Die Wette der Vier wurde indes nie eingelöst - sie allen waren Verlierer und hätten 71 Flaschen Champagner kaufen und leeren müssen. Und eine Alkoholvergiftung war der Erfolg dann doch keinem von ihnen wert.
Nicht nur die Einschaltquote, auch das Echo auf die ersten Folgen der "Schwarzwaldklinik" war groß. Prominente Ärzte meldeten sich zu Wort. "Ich bin angenehm überrascht", sagte Fernsehärztin Dr. Antje Kühnemann. "Dieser Professor Brinkmann könnte auch in Wirklichkeit vorkommen, Am meisten sagte mir die positive Grundeinstellung der Serie zu."
Natürlich gab es nicht nur Lob. Sterbehilfe-Befürworter Julius Hackethal am 25. Oktober 1985: "Die neue Serie ist gefährlich." Aber nach der nächsten Folge hatte er seine Meinung grundlegend geändert. "Alles stimmte. Meine Begeisterung ist so groß wie selten", sagte er. Das Thema der Folge vom 2. November '85, sie er so lobte: "Sterbehilfe"...
Schon damals hängten sich auch Politiker an den Erfolg der "Schwarzwaldklinik". So etwa der SPD-Abgeordnete Vogelsang aus Bielefeld, Vorsitzender des SPD-Bildungsausschusses. Er warnte vor dem Versuch der Volksverdummung. "Ich kritisiere weniger die Serie als solche, sondern ihre Dauer. So bleibt dem Zuschauer keine Möglichkeit, ihr zu entgehen."
Gewisse Politiker scheinen zu glauben, dass das Fernsehen die Zuschauer mit vorgehaltener Pistole zwinge, sich vor die Röhre zu setzen...
Wir ließen uns von derartigen Attacken nicht verunsichern. Wir operierten weiter. Viele Ärzte wunderten sich, wie realistisch wir operieren. Nun, wir hatten Hilfe von kompetenter Seite. Bei unseren "Operationen" in der Hamburger Klinik Wilhelmsburg war immer Oberarzt Dr. Jürgen Krenz dabei, assistierte, gab Anweisungen. Jeder von uns entwickelte seine eigenen Begabungen. Sascha Hehn war besonders talentiert, wenn es um das Schließen von Operationswunden ging, meine Glanzleistung waren Bauchwunden und Leistenbrüche.
Stets versuchten wir, so echt wie möglich zu sein. Als auf einem Röntgenbild eine Schussverletzung gezeigt wurde, klebten wir erst ein Projektil auf den Arm des Schauspielers und machten dann die Röntgenaufnahme.
Auch eine echte OP-Schwester spielte mit - sie wusste immer ganz genau, wann ich Tupfer, Gefäßklemme oder ein geriffeltes Messer brauchte.
Was wir da operiert haben? Täuschend echte Gummipuppen, in die Organe versenkt wurden - zum Beispiel Schweinelungen bei Lungenoperationen. Blut wurde mit einem Spezialpulver hergestellt, Eiter aus einer Mischung aus Kondensmilch und Senf.
Brinkmanns Haus ist ein Heimatmuseum
Während die Operationen in einer echten Klinik stattfanden und die Außenaufnahmen "vor der Klinik" vor dem Erholungsheim im Glottertal, lag "Brinkmanns Haus" viele Kilometer weit entfernt. Das "Hüsli" ist in Wirklichkeit ein Heimatmuseum, das eine Sängerin zu Anfang unseres Jahrhunderts liebevoll mit alten, typisch Schwarzwälder Möbeln eingerichtet hat. Zum Teil sind sie 200 oder 300 Jahre alt. Wunderschön stilvoll, diese Einrichtung. Leider haben die Zuschauer sie nie zu sehen bekommen, denn die Möbel für die Innenaufnahmen in "Brinkmanns Haus" standen - im Studio in Hamburg. Aber von außen war das "Hüsli" das schönste im ganzen Schwarzwald.
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