Im August 1984 begannen in Glottertal bei Freiburg die Dreharbeiten zu einer ZDF-Serie, die als populärste und erfolgreichste deutsche Fernseh- unterhaltungsserie schlechthin gilt: „Die Schwarzwaldklinik“.
Millionen Menschen saßen in den 80er und 90er Jahren vor den TV-Geräten, wenn Klausjürgen Wussow alias Professor Brinkmann, Gaby Dohm alias Schwester Christa und andere sich ihre Ärzte- oder Schwesterkittel überstreiften. Auch international wurde die Serie ein Erfolg: Sie wurde in 43 Ländern ausgestrahlt und gehört damit zu den deutschen TV-Bestsellern im Ausland.
Längst hat „Die Schwarzwaldklinik“ Kultstatus. Allein im deutschen Fernsehen wurde sie schon zehnmal wiederholt und noch ein Vierteljahrhundert nach Drehbeginn sind die Drehorte im Schwarzwald noch immer ein Touristenziel.
„Die Schwarzwaldklinik war ein Phänomen, wie wir es in Deutschland zuvor nie hatten und auch nicht wieder haben werden“, sagt der Produzent der Serie, Wolfgang Rademann. Der heute 74-Jährige ließ sich von der tschechischen TV-Serie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ inspirieren, die Ende der 70er Jahre entstand.
„Wir haben uns gerade in der Anfangszeit bittere Kritik anhören müssen“, so Rademann, der für das ZDF bereits 1981 die Reihe „Traumschiff“ erfunden hatte. Intellektuellen war der Stoff zu seicht, Mediziner kritisierten die fehlende Fachkenntnis der Fernseh-Ärzte. Doch die Zuschauer waren begeistert.
„Deutschland stand Kopf“, erinnert sich Schauspielerin Barbara Wussow (48), die an der Seite ihres Vaters die Rolle der Lernschwester Elke übernahm. „Die Schwarzwaldklinik wurde zu einem Blockbuster, wie man heute sagen würde, und für viele kommende Arztserien zum Wegbereiter.“
Allein in Deutschland wurden nach dem Ende der „Schwarzwaldklinik“ mehr als 25 Arztserien ins Fernsehen gebracht. Den Erfolg des Vorbilds schaffte keine. Insgesamt wurden 73 Folgen produziert. 1989, fünf Jahre nach dem Beginn der Dreharbeiten, war Schluss.
2004 und 2005 wurden zwar zwei neue Episoden gedreht. Doch einen Neustart lehnt Produzent Rademann ab. „Eine Wiederbelebung würde dem alten Format schaden. Das möchte ich vermeiden“, sagt er. Doch die Fans der Serie wollen sich damit nicht abfinden. Sie haben europaweit mehr als 21.000 Unterschriften für eine Fortsetzung der Serie gesammelt. Bislang jedoch ohne Erfolg.
Im Glottertal schauen noch immer Touristen vorbei. „Die goldenen Zeiten sind zwar vorbei. Aber die Klinik ist noch immer ein Anziehungspunkt“, sagt Souvenirhändler Rolf-Fritz Schill (62), der wegen des „Schwarzwaldklinik“-Rummels seinen Friseurladen aufgab und sich auf den Handel mit Andenken spezialisierte. „Viele Leute wollen die Klinik im Original sehen und schwelgen in Erinnerungen.“
Auch im Schwarzwälder Heimatmuseum Hüsli in Grafenhausen (Kreis Waldshut): Das 1912 errichtete Gebäude diente der Serie als Wohnhaus von Professor Brinkmann. „Die Begeisterung für die Serie ist noch immer riesengroß. 80 Prozent unserer jährlich 30.000 Besucher kommen wegen der Schwarzwaldklinik“, sagt Museumsmitarbeiter Herbert Hofmeier, der das Hüsli seit mehr als 25 Jahren betreut.
Dem Klinikgebäude im Glottertal hat der Rummel nicht genutzt. Das markante Gebäude aus dem Jahre 1913 steht seit fünf Jahren leer. Es soll verkauft werden. Ursprünglich sollte bis zu diesem Monat ein Käufer gefunden sein. Doch die Verhandlungen sind ins Stocken geraten – offiziellen Angaben zufolge wegen der Wirtschaftskrise. Wann die Klinik verkauft werden kann, ist offen. Bis dahin steht sie weiter leer.