Die Wunderquelle (1)
Professor Brinkmann zu Hause auf dem Weg zu seinem Auto. Jerry sitzt daneben und hofft mitfahren zu können.
Prof. Brinkmann: Nein, du kannst ja nicht mit, du musst ja hierbleiben.
Käti ruft Professor Brinkmann.
Käti: Klaus?
Prof. Brinkmann: Ja!
Käti: Könntest du irgendwann bei Schindler vorbeifahren und frische Landeier mitbringen?
Prof. Brinkmann: Ist in Ordnung.
Udo kommt mit einer Freundin angefahren. Er holt Koffer aus dem Auto.
Udo: Ja was ist? Willst du deine Sachen nicht rausholen? Hier ist Endstation.
Udo geht zu seinem Vater.
Udo: Tag!
Prof. Brinkmann: Tag!
Udo: Ich war 'ne Woche in Rimini.
Prof. Brinkmann: Ahja. Und was macht die neue Stellung?
Udo: Ich hab's probiert, aber... da war nichts.
Prof. Brinkmann: Ja, das habe ich mir gedacht.
Udo: Wenn du nichts dagegen hast, dann wohne ich vorübergehend wieder hier.Ich werd' mich natürlich weiterbemühen.
Prof. Brinkmann: Natürlich, natürlich.
Professor Brinkmann und Udo unterwegs.
Udo: Was ich sagen wollte...
Prof. Brinkmann: Ja?
Udo: ... das von den Bankräubern und deiner Entführung habe ich natürlich in der Zeitung gelesen. War ja ein dolles Ding, was?
Prof. Brinkmann: Jaja.
Udo: Ich meine... du sollst es ja ziemlich gut durchgestanden haben.
Prof. Brinkmann: Äußerlich vielleicht, du.
Auf der Straße tauchen Menschen auf.
Udo: Wo wollen die alle hin?
Prof. Brinkmann: Die kommen... von der Wunderquelle.
Udo: Wunderquelle? Wo ist das denn?
Prof. Brinkmann: Na, ich zeig' sie dir (schmunzelt).
Auf dem Parkplatz bei der Wunderquelle. Menschemassen zu Fuß, mit Autos und Bussen treffen ein.
Prof. Brinkmann und Udo treffen ein.
Udo: Die wollen alle zu dieser Wunderquelle?
Prof. Brinkmann: Was dachtest du denn? Das ist seitdem Bruno Latschey wieder sehen kann.
Udo: Wer ist denn das?
Prof. Brinkmann: Bruno Latschey wurde vor einigen Monaten von Wolters nach einem Autounfall behandelt. Es blieben Sehstörungen auf dem rechten Auge zurück.
Udo: Die jetzt beseitigt sind durch das Quellwasser von da oben.
Prof. Brinkmann: So stand's jedenfalls in der Zeitung. Das ist doch nicht zu fassen (zeigt auf die Menschenmasse).
Udo: Naja, Placebos helfen ja auch manchmal. Du verordnest sie sogar.
Prof. Brinkmann: Aber das ist doch die reinste Massenhysterie.
Udo: Da kannst du mal sehen wieviele Menschen von den Ärzten enttäuscht sind.
Prof. Brinkmann: Komm', wir gehen wieder.
In der Schwarzwaldklinik. Schwester Christa kommt ins Schwesterzimmer und hört sich ein Gespräch von ihren Kolleginnen an.
Schwester: Das musst du so sehen. Die eine ist was für's Bett und die andere für die öffentliche Präsentation (lacht). Und der Udo hat im Augenblick gar keine, der arme Junge. Oder läuft da irgendetwas, Elke?
Lernschwester Elke: Ach, haltet doch eure Klappe.
Schwester: Jedenfalls kommt die Bach doch nicht an unsere Klinik um hier die zweite Anästhesistin zu spielen, wenn sie in Karlsruhe die Nummer Eins war. Das ist 'ne alte Liebe.
Schwester: Naja, je nachdem wer zuerst abgelegt wird kann ja dann den Udo bedienen. Christa bleibt trotzdem unser Unschuldslämmchen. (macht Schwester Christa nach): Oh, was glaubt ihr denn? Ich lass' mich doch nicht mit jedem ein.
Lernschwester Elke: Aus euch spricht doch nur der pure Neid (läuft raus).
Lernschwester Elke sieht Christa wie sie geht.
Lernschwester Elke: Christa!
Schwester Christa eilt in das Medikamentenzimmer. Lernschwester Elke folgt ihr.
Lernschwester Elke: Da sollst du doch gar nicht zuhören, Christa. Was glaubst du was ich mir alles anhören musste, als ich auf Udo reingefallen war? Schau, die meinen es doch letztendes auch gar nicht so. Das ist... das ist dummes Gequatsche aus Langweile, das ist alles.
Elena Bach tritt ein.
Elena Bach: Ist was passiert?
Lernschwester Elke: Nein nein, Frau Doktor. Alles ok.
Elena Bach: Sieht aber nicht so aus. Die Oberschwester sucht sie.
Lernschwester Elke verlässt das Zimmer.
Elena Bach: Na, geht's besser?
Schwester Christa: Ja, ich bin nur... etwas urlaubsreif, aber... ich hab' ja auch bald Urlaub.
Elena Bach: Das ist gut. Dann können sie vielleicht etwas Abstand gewinnen.
Schwester Christa: Abstand? Wovon?
Elena Bach: Von dem was ihnen zu schaffen macht.
Schwester Christa: Was meinen sie?
Elena Bach: Ich glaube sie sind als Springer bei der ersten Operation. Entweder sie müssen sich beeilen oder sich krank melden.
Schwester Christa: Ich beeil' mich, Frau Doktor.
Im OP. Schwester Christa beobachtet die laufende Operation.
Prof. Brinkmann: Sehen sie, da ist die Gallenblase und der Gallengang ist frei.
Professor Brinkmann blickt kurz auf und sieht Dr. Rens an.
Prof. Brinkmann: Rens, was ist denn? Na, schauen sie mal her.
Professor Brinkmann setzt die Operation fort.
Prof. Brinkmann: Kanüle.
Der Patient wird durch Elena Bach überwacht.
Prof. Brinkmann: So, wir sind soweit. Wir können röntgen.
Schwester Christa beobachtet den Röntgenbildschirm. Dr. Rens verkrampft sich plötzlich.
Elena Bach: Was ist denn? Was haben sie denn?
Dr. Rens: Ich weiß nicht.
Prof. Brinkmann: Schwester Christa? Kümmern sie sich um Dr. Rens.
Schwester Christa begleitet Dr. Rens nach draußen.
Auf dem Klinikflur. Eine Mutter mit ihrem Sohn wartet. Professor Brinkmann kommt vorbei.
Prof. Brinkmann: Ja was ist denn das? Wer weint denn hier so? Warum weinst du denn?
Mutter: Moritz hat eine Murmel verschluckt.
Prof. Brinkmann: Eine Murmel hast du verschluckt, aber das tut doch gar nicht so weh.
Mutter: Nein nein, das ist es auch nicht, aber es war seine Lieblingsmurmel.
Prof. Brinkmann: Achso.
Mutter: Und ich dachte ich lasse da mal gucken.
Prof. Brinkmann: Naja richtig. Da müssen wir ja sehen, dass du ganz schnell eine neue Murmel kriegst, was? Warten sie einen Moment.
Mutter: Ja, ist gut.
Professor Brinkmann trifft auf Pfleger Mischa.
Prof. Brinkmann: Ah Mischa, gehen sie doch mal schnell rüber in den Laden von Mertens und kaufen sie ein Dutzend schöne bunte Glaskugeln.
Pfleger Mischa: Für sie? Ich dachte aus dem Alter wären sie raus.
Prof. Brinkmann: Ich spiele leidenschaftlich gerne mit Murmeln. Wussten sie das nicht?
Pfleger Mischa: Nee.
Professor trifft Dr. Schäfer auf dem Klinikflur.
Dr. Schäfer: Tag Herr Professor.
Prof. Brinkmann: Na, was macht unser hausinterner Patient?
Dr. Schäfer: Ein hochentzündeter Appendix, aber er will es nicht wahr haben.
Prof. Brinkmann: Aha, der hält's für eine Mandelentzündung, was?
Dr. Schäfer: Er sagte die Diagnose ist falsch, aber ich meine soweit Appendizitis überhaupt diagnostizierbar ist, ist es das doch eigentlich.
Prof. Brinkmann: Na dann schauen wir mal.
Dr. Schäfer: Ja.
Professor Brinkmann und Dr. Schäfer betreten das Behandlungszimmer. Dr. Rens zieht sich gerade wieder an.
Dr. Schäfer: Na?
Dr. Rens: Es war weiter nichts als eine Verstopfung.
Dr. Schäfer: Aber die Symptome sind...
Dr. Rens: Es ist alles wieder in Ordnung. Es tut mir leid, dass ich mitten in der Operation so ausgeflippt bin.
Prof. Brinkmann: Lassen sie mich mal sehen.
Dr. Rens macht sich nochmal frei. Professor Brinkmann beginnt mit der Untersuchung.
Prof. Brinkmann: So, dann wollen wir mal schauen. Was sagt der McBurney?
Dr. Rens zuckt zusammen.
Prof. Brinkmann: Ja, das ist doch der typische Loslassschmerz Herr Kollege, nicht?
Dr. Rens: Nein, das muss ich ja wohl besser wissen. Ich bin an der Stelle einfach empfindlich.
Prof. Brinkmann: Aha. Hatten sie schonmal Beschwerden mit der Galle?
Dr. Rens: Ich hatte noch nie irgendwelche Beschwerden. Wenn sie erlauben möchte ich meinen Dienst jetzt wieder aufnehmen.
Dr. Rens bekommt einen weiteren Krampf.
Prof. Brinkmann: Jaja, natürlich. Und operieren tun sie sich auch selbst, nicht? Kommen sie, hinlegen.
Dr. Rens legt sich hin.
Prof. Brinkmann: Ah jaja.
Professor Brinkmann untersucht erneut Dr. Rens und sieht zu Dr. Schäfer.
Prof. Brinkmann: Temperatur gemessen?
Dr. Schäfer: Noch nicht.
Professor Brinkmann blickt zu Dr. Rens.
Prof. Brinkmann: Zeigen sie mal die Zunge.
Im Krankenzimmer besucht Postbote Mähler seine Ehefrau. Er bringt ihr eine Flasche mit dem Wunderwasser mit.
Postbote Mähler: Hier, probier mal. Na?
Frau Mähler: Schmeckt nicht schlecht, so'n bisschen wie Seife.
Postbote Mähler: Na, das ist die Heilkraft. Du nimmst jeden Tag ein halbes Glas, ja? Aber gib' nichts ab. Ich hab' mir für das bisschen Zeug ein halbe Nacht die Beine in den Bauch gestanden.
Professor Brinkmann tritt ein.
Prof. Brinkmann: Guten Morgen.
Postbote Mähler: Guten Morgen Herr Professor.
Prof. Brinkmann: Na Herr Mähler, Post für die Frau selbst gebracht?
Postbote Mähler: Nein nein, ich war hier in der Nähe und da wollte ich halt mal vorbeischauen.
Prof. Brinkmann: Aha. Nanu, sie bringen ihrer Frau doch wohl kein Alkohol, nicht?
Postbote Mähler: Achwo, das ist nur Wasser.
Prof. Brinkmann: Aha, von der Wunderquelle?
Postbote Mähler: Jaja, nachdem jetzt sogar die Haushälterin vom Herrn Pfarrer aus Böcklingen wieder ohne Krücken gehen kann, wie ich in der Zeitung gelesen habe...
Prof. Brinkmann: ... können wir hier bald dicht machen. Sagen sie, Herr Mähler, ich hab' abends immer so 'nen Magengrimmen. Können sie mir nicht versuchsweise mal so einen... einen kleinen Schluck davon geben?
Postbote Mähler: Für sie doch immer, Herr Professor. Kleine Kostprobe, ja?
Prof. Brinkmann: Ja.
Während Postbote Mähler einen Schluck von dem Wunderwasser in ein Glas füllt spricht Professor Brinkmann mit Frau Mählers Bettnachbarin.
Prof. Brinkmann: Na, wie geht's heute?
Professor Brinkmann wendet sich wieder an Postbote Mähler.
Prof. Brinkmann: Dankeschön, das reicht. Na dann Prost. Wollen sehen ob's hilft. Wiederschauen.
Postbote Mähler: Wiedersehen Herr Professor.
Professor Brinkmann kommt ins Labor und übergibt dort die Probe vom Wunderwasser.
Prof. Brinkmann: Guten Tag. Tag meine Damen. Frau Friedrich, analysieren sie das nochmal gelegentlich, ja?
Frau Friedrich: Von der Wunderquelle?
Prof. Brinkmann: Ja.
Frau Friedrich: Dr. Schäfer hat uns heute Morgen schon 'ne Probe gebracht.
Prof. Brinkmann: Achso?
Frau Friedrich: Etwas schlechter als Leitungswasser.
Prof. Brinkmann: Kolibakterien?
Frau Friedrich: Fast wie im öffentlichen Schwimmbad. Die Analyse ist natürlich nicht endgültig.
Prof. Brinkmann: Die Anteile von Natrium, Calcium und Magnesium sind ja äußerst gering.
Frau Friedrich: Genau so ist es.
Prof. Brinkmann: Dankeschön. Wiedersehen.
Udo und Elena Bach im Ärztezimmer. Er bringt ihr Kaffee.
Udo: Bitte sehr.
Elena Bach: Dank. Das ist aber nett von ihnen.
Udo: Was ist denn?
Elena Bach: Sie waren bisher nie besonders freundlich und aufmerksam zu mir. Plötzlich ist das anders.
Udo: Man wird älter... älter und reifer.
Elena Bach: Ahja. Ist das der einzige Grund?
Es ertönt eine Ansage aus dem Lautsprecher im Ärztezimmer: "Dr. Brinkmann, bitte sofort auf Station B.!"
Udo: Entschuldigung.
Bei der Wunderquelle stehen die Menschen Schlange. Es gibt teilweise Streit.
Mann: Die soll doch hier net mit dem Tankwagen komme.
Frau: Also des isch doch ungerecht. Ja, da komme mir ja nie dra.
Ordnungsbeamter: Ne Sendung für Amerika. Nur kei Aufregung meine Herrschafte.
Mann: Ach, die Amis zahle die mehr?
Ordungsbeamter: Das was ich au net.
Ein Mann schleicht sich in der Schlange vor.
Frau: Nei nei, sie komme nach mir. Sie, das fange mir gar net erscht an.
Mann: Ha, 8 Liter pro Minute. Des isch ja troschtlos.
Professor Brinkmann und Elena Bach machen einen Spaziergang bei den Wasserfällen.
Elena Bach: Gewaltig, was?
Prof. Brinkmann: Naja, hoffentlich fällt hier nicht eines Tages ein Kranker ins Wasser und kommt gesund wieder raus. Dann verkaufen die das auch noch als Gesundheitswasser.
Elena Bach: Jedenfalls wär's leichter zu organisieren.
Professor Brinkmann und Elena Bach treffen auf Bürgermeister Friedrich Schachner.
Bürgermeister Schacher: Grüß Gott Klaus.
Prof. Brinkmann: Tag Friedrich.
Bürgermeister Friedrich Schachner geht weiter.
Elena Bach: Wer war denn das?
Prof. Brinkmann: Der Bürgermeister von Filzlingen, ein Schulfreund.
Elena Bach: Bist du wegen mir nicht stehengeblieben?
Prof. Brinkmann: Wegen dir? Wie kommst du darauf?
Elena Bach: Ich bin gern mit dir unterwegs, aber du musst dich nicht verpflichtet fühlen.
Prof. Brinkmann: Verpflichtet? Was heißt verpflichtet?
Elena Bach: Ja. Oder ist es eine Art... Abschiedsspaziergang?
Prof. Brinkmann: Hach, Mensch.
Weiter geht es über Feldwege.
Prof. Brinkmann: Warum bist du so aggressiv? Können wir uns nicht die Gegend anschauen ohne Probleme zu wälzen?
Elena Bach: Nicht wälzen, beim Namen nennen.
Prof. Brinkmann: Aha. Na gut, dann nenn' sie doch.
Elena Bach: Du zeigst mir die Gegend, aber du wärst lieber mit Christa hier.
Prof. Brinkmann: Elena, wir haben in Karlsruhe vereinbart...
Elena Bach: .... uns zu trennen, ich weiß. Wir haben schon hundert Mal beschlossen uns zu trennen... und haben's nie getan. Tu doch bitte nicht so als ob wir das jemals ernst gemeint hätten. Aber nun bist du mit Christa liiert. Das weiß ich spätestens seit dein Sohn mir gegenüber wie verwandelt ist.
Prof. Brinkmann: Was hat denn Udo damit zu tun, dass ich mit Christa...
Elena Bach: Ich bin ja keine Tiefenpsychologin, aber... wenn du eine andere hast, dann muss er mich nicht mehr mit seiner Abneigung verfolgen.
Prof. Brinkmann: Um Gottes Willen, das habe ich ja ganz vergessen. Für ihn bist du ja mitschuldig am Tod meiner Frau damals. Aber daraus zu folgern...
Elena Bach: Ach, die ganze Klinik spricht davon. Warum sagst du mir nicht ganz einfach, dass die Trennung diesmal zwischen uns endgültig ist?
Prof. Brinkmann: Weil ich mir selber noch nicht darüber im Klaren bin, Himmel Donnerwetter nochmal. Das geht doch alles nicht so hopplahopp. Sie ist jung... im Vergleich zu mir. Sie ist Schwester, ich bin Arzt. Das ist doch alles nicht so einfach.
Elena Bach: Ja, da gebe ich dir recht.
Prof. Brinkmann: Ja muss ich denn gleich den Kopf verlieren weil ich sie gern hab'? Es muss doch alles reifen. Oder? Und du? Du bist doch auch nicht in die Schwarzwaldklinik gekommen weil die Stellung dich gereizt hat, nicht?
Elena Bach: Ich muss ja nicht bleiben. Ich kann jederzeit nach Karlsruhe zurück.
Prof. Brinkmann: Elena, mir liegt an deiner Freundschaft.
Elena Bach: Mir an deiner auch. Aber ich mag keine... komplizierten Eifersuchtstragödien... Halbheiten und Verstellungen.
Prof. Brinkmann: Also gut. Ist jetzt Klarheit zwischen uns?
Elena Bach: Ja.
Prof. Brinkmann: Dann können wir auch jetzt in aller Freundschaft essen gehen, ja?
Elena Bach: Können wir.
Professor Brinkmann und Elena Bach beim Essen in einem Gasthaus. Bürgermeister Friedrich Schachner kommt an den Tisch.
Bürgermeister Schachner: Grüß Gott, Entschuldigung. Kann ich dich mal sprechen?
Prof. Brinkmann: Ja komm', setz' dich.
Bürgermeister Schachner: Allein. Entschuldigung.
Prof. Brinkmann: Entschuldige mich einen Moment.
Professor Brinkmann und Bürgermeister Friedrich Schachner gehen raus.
Prof. Brinkmann: Na, was gibt's?
Bürgermeister Schachner: Entschuldige Klaus, ich will dich und deine Begleitung net beim Esse störe, aber es isch wege deinem Interview.
Prof. Brinkmann: Ein Journalist hat gefragt und ich habe geantwortet, nicht?
Bürgermeister Schachner: Für die Gemeinde sind deine Antworte net grad sehr nützlich. Naja, du weischt doch. Finzingen isch plötzlich für den Fremdenverkehr interessant geworde. Überall Umsatzsteigerungen, jetzt ist sogar ein Kurhotel in der Vorplanung. Da sind solche Querschüsse nicht grad sehr zweckdienlich.
Prof. Brinkmann: Aber das Wasser ist nichts wert, Friedrich.
Bürgermeister Schachner: Wir haben einen Gegengutachter. Und die Heilerfolge sind ja auch ganz unbestritte, net?
Prof. Brinkmann: Also ich weiß bisher nur von einem Knöchel den sich jemand bei dem Gedränge gebrochen hat. Das Wunderwasser konnte ihm nicht helfen, aber unsere Orthopädie. Und dann erlitt ein alter Mann während des nächtelangen Anstehens einen Herzinfarkt und da konnten nicht einmal wir mehr helfen.
Bürgermeister Schachner: Ja für die Unvernunft der Leute könne mir ja nix. Aber des wird ja viel besser organisiert, generalstabsmäßig aufgezoge. Jetzt fall unsch doch net in de Rücke, ja?
Prof. Brinkmann: Die Leute bringen doch die Brühe direkt in die Klinik.
Bürgermeister Schachner: Na und? Das schadet doch keinem. Also jetzt sei doch amal net so, mmmh? Wir sind doch alte Freunde. Außerdem profitiert die Klinik doch auch. Bei dene Menschenmasse die jetzt hier anrolle. Naja, du weißt schon, ne?
Prof. Brinkmann: Jaja, ich weiß.
Bürgermeister Schachner: Ich danke dir.
Udo kommt zu Dr. Rens ins Krankenzimmer.
Udo: So, ein Autogramm bitte. Auf eine ausführliche Information, was eine Blinddarmoperation ist, kann ich bei dir ja wohl verzichten.
Dr. Rens: Jaja.
Udo: Na, was ist? Willste nicht unterschreiben?
Dr. Rens: Doch doch.
Udo: Also, morgen früh um neun.
Dr. Rens: Ich bin seit gestern ohne jede Beschwerden.
Udo: Jaja, so ist das bei Appendizitis. Mal zwickt es, mal zwickt es nicht. Du hast doch wohl nicht etwa Angst?
Dr. Rens: Quatsch. Ich hab' doch selber schon Dutzende von Blinddärmen operiert.
Udo: Eben.
Dr. Rens: Manche davon unnötig.
Udo: Besser mal unnötig als zu spät.
Dr. Rens: Hast du noch mehr solcher Weisheiten auf Lager?
Professor Brinkmann tritt ein.
Prof. Brinkmann: Na, Probleme?
Udo: Nein nein, aber wer will schon gerne unters Messer.
Prof. Brinkmann: Ja, das glaube ich auch. Man weiß ja nie wem man in die Hände fällt, nicht?
Udo verlässt das Zimmer.
Prof. Brinkmann: Also, nachschauen. Die Bauchdecke ist aber sehr gespannt. Schneller kleiner Puls. Na? Würden sie was anderes diagnostizieren als Appendizitis, Herr Kollege?
Dr. Rens: Wahrscheinlich nicht. Andererseits...
Prof. Brinkmann: Andererseits?
Dr. Rens: Nichts. Was sein muss, muss sein.
Prof. Brinkmann: Sagte Adam und nahm Eva in die Arme (lacht). Also morgen früh, nicht?
Dr. Rens: Aber ich kann doch zu Hause schlafen, oder?
Prof. Brinkmann: Natürlich, aber nüchtern bleiben. Das wissen sie ja, nicht?
Professor Brinkmann trifft auf Schwester Christa im Klinikflur.
Prof. Brinkmann: Hallo Christa. Wie geht's dir?
Schwester Christa: Danke, gut.
Prof. Brinkmann: Du hast ab Montag Urlaub.
Schwester Christa: Ja, für drei Wochen.
Prof. Brinkmann: Pass auf, ich... könnte dir in der letzten Woche nachreisen. Dann sind wir aus dem Urlaubsengpass raus.
Elena Bach kommt aus dem Ärztezimmer.
Elena Bach: Kann ich dich nachher mal sprechen?
Prof. Brinkmann: Natürlich.
Elena Bach geht weiter.
Prof. Brinkmann: Du, ich hab' dich was gefragt.
Schwester Christa: Äh, ja... wenn du meinst.
Prof. Brinkmann: Was heißt wenn du meinst? Wenn dir der Gedanke keinen Spaß macht, dann...
Schwester Christa: Weiß es...
Prof. Brinkmann: Frau Dr. Bach? Ja.
Schwester Christa: Ja?
Prof. Brinkmann: Ja. Elena... Frau Dr. Bach hat akzeptiert, dass... dass du und ich...
Aus dem Lautsprecher ertönt eine Stimme: "Herr Professor Brinkmann, sie werden im Büro erwartet."
Prof. Brinkmann: Du, deine Skrupel sind unnötig. Wir reden nochmal drüber, nicht?
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