Die Schwarzwaldklinik

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"Ich habe eine große Bitte, Herr Wussow", sprach mich im Sommer '86 eine Dame vor dem Parkhotel in Hinterzarten an. "Ich habe einen Scheck über 1.000 Mark. Könnten Sie den an die Kinderkrebshilfe weiterleiten?"

Ich konnte, erkundigte mich, erfuhr von der Kinderkrebs-Nachsorgeklinik Katharinenhöhe in Schönwald bei Furtwangen. Lud die kleinen Patienten mit ihrem Kliniklieter Roland Wehrle zu mir ins Hotel ein. Und ich gebe zu: ich hatte Angst. Wie würden Sie wohl aussehen, wie würden Sie sich benehmen? Und ich war tief beeindruckt von diesem stillen, tapferen, aber auch fröhlichen und dankbaren Kindern. Und ich fahre immer wieder hin, wenn ich im Schwarzwald bin, und lud sie im letzten Sommer zu einer Fahrt auf dem Titisee ein. Mit dabei: unser "Nachbar" Pohl alias Wolfgang Wahl. Wölfchen spielte seine Rolle als Nachbar übrigens so glaubwürdig, dass er seit Wochen immer wieder angesprochen wird; "Ach, könnten Sie nicht auch unseren Zaun streichen?" Dabei ist er als Koch viel besser. In Hinterzarten unterhielt er uns abends beim Essen stundenlang mit ausführlichen Regieanweisungen für einen gelungenen Tafelspitz. Und noch jemand ist immer dabei, wenn es um das Wohl kranker Kinder geht: Eva Maria Bauer, unsere Oberschwester Hildegard. Eines Dezembermorgens, während unserer Innenaufnahmen in Hamburg, rief ich sie an. Es war ein drehfreies Wochenende, das Team aber in Hamburg geblieben.

"Evchen, ich sammle morgen im Hanseviertel. Für ein Transplantationszentrum für die Kinderkrebsklinik."

"Prima", sagte sie. "Das finde ich ganz toll von Dir. Wann soll ich da sein?"

Und sie kam pünktlich, schüttelte stundenlang ihre Büchse, lächelte Passanten und Ladenbesitzer charmant an, um sie zu einer Spende zu bewegen.

"Du, ich bin ganz fertig", sagte sie später, mit Tränen in den Augen. "Warum tun wir das nicht öfter - unsere Popularität für einen guten Zweck einsetzen?"

"Ja", stimmte ich zu, "warum tun wir das nicht öfter?"

Wir bekamen an diesem Nachmittag 20.000 Mark zusammen - nicht zuletzt dank einer mehr als großzügigen Soende von Drafi Deutscher.

Unfreiwillige Hilfe leistete vor ein paar Monaten der Chef einer Fotoagentur: Er hatte private Bilder gegen meinen Willen an eine Zeitung verkauft. Den Schadensersatz von 10.000 Mark leitete ich an die Katharinenhöhe weiter. Ebenso wie die sehr freiwillige Spende des Uhrenherstellers Stoehrle aus Pforzheim: Sie diente dem Erwerb von drei Ponys für therapeutische Zwecke in der Katharinenhöhe.

Friedliche Tiere - im Gegensatz zu anderen, die eine Hauptrolle spielen in der "Schwarzwaldklinik".

Zum Beispiel der Löwe Ken, der unplanmäßig seine Rolle erweiterte. Katarinas Tochter Angie hatte sich mit dem Zirkusmitglied angefreundet. Eines Tages riß Ken aus, erschreckte die Leute im Ort zu Tode - unter anderem Oberschwester Hildegard, die vor Ken in eine Telefonzelle flüchtete. Ken wanderte weiter, machte es sich schließlich im Garten der Brinkmanns gemütlich, wo Angie ohne jede Angst mit ihm spielte. Käti starb fast vor Schreck, Mischa näherte sich dem Tier vorsichtig, um das Leben von Angie zu retten - doch die war gar nicht ohne Gefahr.

"Ganz ruhig", wies er Angie an, "nicht laufen, geh vorsichtig ins Haus."

"Warum denn?" fragte Angie verständnislos.

Der Löwendompteur - unser Tiertrainer Joe Bodemann - kam und fing Ken wieder ein. Was für Mischa nicht ohne einen schmerzhaften langen Kratzer auf seinem Allerwertesten abging. "Was hast Du denn gemacht?" fragte Brinkmann, als Mischa sich später in der Klinik verarzten ließ.

"Mich hat ein Löwe angefallen", gab Mischa wahrheitsgemäß zurück.

"Ja ja, ein Löwe", grinste Brinkmann. "Die werden so aggressiv in letzter Zeit."

Die "Wunde" war ein Meisterwerk unserer Maskenbildnerin Christa Wittlich. Eine echte jedoch brachte Ken unserem Regisseur Hans-Jürgen Tögel bei und die konnten wir in der "Schwarzwaldklinik" nicht verarzten.

"Gelaufen", rief Tögel ohne jede Löwen-Angst nach der letzten Szene mit Ken und unterhielt sich dabei noch mit Joe Bodemann. Der Löwe lag friedlich zu ihren Füßen, Tögel streichelte gedankenverloren seinen Kopf. Liebevoll legte Ken eine Tatze auf Tögels Bein, ein Beweis seiner Zuneigung. Den Tögel jedoch falsch verstand - er zog vorsichtshalber sein Bein fort. Das wiederum verstand Ken falsch - als Entziehung seines Spielzeugs nämlich. Er hielt Tögels Bein fest - und biss zu. Jedenfalls ein bisschen. Ein Schrei, alle erstarrten, niemand half, Tögel schrie - und Joe Bodemann warf sich dazwischen, sperrte seinem Liebling den Rachen mit den scharfen Zähnen auf, rettete Tögels Leben. Sein Bein retteten in den nächsten Tagen erfahrene Ärzte der Klinik Großhadern, in die Tögel per Hubschrauber verfrachtet wurde.

Die nächsten Wochen gab Tögel seine Regieanweisungen aus dem Rollstuhl, der in einem Drahtkäfig stand.

 

 

 

 

 

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