Meistens war ich einverstanden mit den Themen und Szenen, die der Autor der "Schwarzwaldklinik" Herbert Lichtenfeld von mir und den anderen ins Drehbuch schrieb.
"Sie sind der einzige aus dem Team, der nicht ständig bei mir anruft und mich bittet, seine Rolle zu erweitern", gestand er mir eines Wintertages, als wir uns zufällig in Hamburgs Innenstadt auf der Straße trafen.
Wolfgang Rademann formulierte es später etwas drastischer. "Herbert Lichtenfeld hat seit der 'Schwarzwaldklinik' eine Schauspielallergie", sagte er. Tatsächlich: Lichtenfelds Besuche bei uns im Studio wurden nach anfänglicher Euphorie bald immer seltener. Zu lästig waren ihm, so erzählte Rademann, die dringenden Bitten einiger zufriedener Kollegen auf Verlängerung ihrer Texte und Einstellungen. Sie waren der Ansicht, nicht genügend Dialoge zu haben, nicht oft genug im Bild zu sein...
"Wo ist denn Schwester Christa?"
Ich konnte mich nicht beklagen. Einen Hauptdarsteller muss ich noch erwähnen. Er hat Wolfgang Rademann viel zu verdanken: der Schwarzwald. Der Fremdenverkehr im Schwarzwald stieg im Sommer nach dem Start der Serie um 30 Prozent an, und unser Team wurde überall mit offenen Armen empfangen.
Fast überall. Denn die echten Patienten der Klinik im Glottertal - ein wunderschöner, renovierter Bau - waren ganz schön genervt. Touristenströme blockierten den Eingang und auch die Toiletten der Klinik. Besucher zertrampelten die Rasenfläche und fragten Patienten und Personal: "Wo ist denn Professor Brinkmann? Wo ist denn Schwester Christa?" Schließlich wurde die Auffahrt der Klinik abgesperrt, allerdings mit mäßigem Erfolg. Noch einer stand uns völlig ablehnend gegenüber: der Bischof von Freiburg. Fast wäre an ihm die Serie gleich am Anfang gescheitert.
Am 23. Juli 1984 hatte sich unser Team in Hinterzarten einquartiert. Natürlich waren wir alle nervös. Es war der erste Drehtag für die neue Serie, die das "Traumschiff" ablösen sollte. Auf dem Drehplan: Die Hochzeit von Schwester Christa und Professor Brinkmann. Ein Tag, den ich nie vergessen werde.
Für die Trauung hatte Wolfgang Rademann sich die wunderschöne kleine Barockkirche St. Peter in der Nähe von Freiburg ausgesucht. Drehort laut Disposition: "Vor dem Altar".
Wir hatten uns alle vor der Kirche versammelt. Knüpften vorsichtig erste Kontakte an. Schließlich waren wir uns alle noch unbekannt. Ich versuchte mich im Small Talk mit Gaby Dohm - die ich gleich "heiraten" sollte, aber vorher noch nie gesehen hatte. Nebel lag über den Bäumen, es war noch früh am Morgen, und ich fror. Doch bevor noch die erste Szene im Kasten war, brach Freddy Vohrer schon wieder ab. Grund: Die Kirchenglocken, die läuten sollten, schwiegen. Ratlos standen wir im Freien, fröstelten, warteten, waren uns fremd, sprachen kaum miteinander. Die Stimmung kühlte ab, unwilliges Gemurmel machte sich breit.
"Nur keine Panik!" rief der Aufnahmeleiter. "Wir drehen gleich weiter!"
Und ich drehe gleich durch, dachte ich. O Gott, wenn das schon so anfängt - wie soll es erst weitergehen?
"Ganz ruhig." Maskenbildnerin Christa Wittlich tupfte mir einen nicht vorhandenen Staubfleck von der Stirn.
Hochzeit: Die Kirche bleibt geschlossen
Was war passiert? Die Kirchenportale, die sich weit öffnen sollten, blieben geschlossen, und die Glocken schwiegen weiter hartnäckig.
Der Bischof von Freiburg hatte in letzter Minute entschieden: Kein Fernsehen in der Kirche. Wir erhielten im letzten Moment Hausverbot, durften nicht drehen in der Kirche: Begründung: Die Trauung sei eine sakrale Handlung und nichts für eine Unterhaltungsserie.
Das Drehbuch musste geändert, die Vorbereitungen gestoppt werden. Ganz ohne bischöflichen Segen klang nun die Trauung vor den Stufen von St. Peter aus.
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