Die Schwarzwaldklinik

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Handwerker und Krämer

 

 

Die eigentlichen Handwerker im Ort hingen eng mit der betriebenen Landwirtschaft zusammen und stellten im Wesentlichen das her, was man auf den Bauernhöfen brauchte und dort nicht selbst herstellen konnte. Insofern hatte das Handwerk eine Art Zulieferfunktion für die Landwirtschaft im Tal. Denn das Leben im Glottertal war weitgehend bestimmt durch die Bauern, die seit Jahrhunderten vor allem Ackerbau und Viehzucht betrieben und im Wald eine wichtige Einnahmequelle hatten, vor allem dort, wo früher Eichwald vorhanden war. Dazu brauchten sie vielerlei Geräte, die ihnen die Handwerker im Ort herstellten.

 

Die wichtigsten Zugtiere waren neben den Zugochsen die Pferde, für die man allerhand Ledergeschirr brauchte, das man beim Sattler anfertigen ließ. Außerdem brauchte man von Zeit zu Zeit den Schmied, der die Pferde beschlug, aber vor allem auch die Wald- und Ackergeräte herstellte.

 

Das Getreide und das Heu wurde auf die Leiterwagen oder an den steilen Hängen auf Schlitten nach Hause gefahren, so dass die Wagner viel Arbeit hatten. Sie stellten auch die kleinen Schubkarren (Diebskarren) und neben dem Doppeljoch für die Ochsen auch viele andere Holzgeräte her.

 

Da im Glottertal schon seit Jahrhunderten die Reben einen guten Wein bringen und der Most das tägliche Getränk war, brauchte man auch die Küfer, die die Wein- und Mostfässer fertigten.

 

Außer diesen „gewöhnlichen“ Handwerkern wie den Schmieden, Wagnern, Sattlern und Küfern, wie sie früher in jedem Dorf vorhanden waren, spielten im Glottertal zeitweise die Uhrmacher und vor allem die Uhrenhändler eine besondere Rolle.

 

Obwohl viele Bauern bis vor wenigen Jahrzehnten ihre eigenen Hofmühlen betrieben, entstand im Glottertal auch entlang der Glotter und an den daraus abgeleiteten Kanälen ein richtiges Mühlengewerbe. Schon im 16. Jahrhundert erfährt man von der Schurhammermühle oberhalb der Kirche und von der Mühle des Schlosses Winterbach. Nur wenig später wird die Kreuzmühle als Föhrentaler Mühle erwähnt, zu der nun viele Bauern ihr Getreide zum Mahlen brachten, damit die Müller es zu Brotmehl verarbeiteten. Als letzte in dieser langen Mühlentradition im Tal stellten um 1960 die Wisserhansen- und die Gschwandermühle ihren Betrieb ein.

 

Zu den alten Handwerkern im Ort zählten auch die Nagler. Schon im Jahre 1658 hört man von einem Nagelschmied im Föhrental, allerdings in einem wenig erfreulichen Zusammenhang. Er hieß hager und war als ein gewalttätiger Mensch bekannt. Einst „schlug er sich mit einem anderen zum Haus hinaus“. Als nun ein dritter, Martin Streckenfuß, Frieden stiften wollte, packte ihn Hager, warf ihn hinter den Tisch und schloss ihn ein. Das Untertal bekam erst 1748 eine Nagelschmiede, indem Anton Schill aus dem Simonswald dort eine Werkstatt erbaute.

 

Seit dem Beginn des 19 Jahrhunderts fertigte man im Glottertal auch eine vorzügliche Leinwand. Der Beruf des Webers war im Ort stark vertreten. Vor allem auf kleineren Höfen mit nur wenig Grundbesitz wie dem Höningergütle und Schrinnermichels standen mehrere Webstühle. Fast auf jedem Hof und in zahlreichen Taglöhnerhäusern spannen die „Wibervölker“ Sommer und Winter. Die Tüchtigkeit der Weber und gute Bleichen führten dazu, dass viele Glottertäler jedes Jahr einige 100 Ellen gutes Tuch zu verkaufen hatten.

 

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts schaffte man auch auf den Höfen immer mehr Maschinen an: Kreissägen, Dreschmaschinen, Schrotmaschinen, die zunächst mit der Wasserkraft aus dem nahegelegenen Weiher über Turbinen und Transmissionen angetrieben wurden. Dadurch bekamen die Schlosser und Mechaniker viel Arbeit.

 

Um Kleider und Schuhwerk auf den Höfen in Ordnung zu halten, oder eine Aussteuer für die Töchter zu nähen, kamen die Näherin und der Schuhmacher auf die Ster. Sie arbeiteten einige Tage oder auch Wochen auf dem Hof, bis wieder alles in Ordnung war oder die Tochter ihre Aussteuer zusammen hatte, mit der man auch vor den Augen des zukünftigen Schwiegervaters bestehen konnte. Dieser kam nämlich vor der Hochzeit zu Besuch, um sich zeigen zu lassen, ob der Sohn auch eine gute Partie machte.

 

Ein gefragter Mann war auch der Hausmetzger, der im Winter die möglichst fetten Schweine zu schlachten hatte und damit für den nötigen Speck, den Schinken und die Würste sorgte. Da man sich fast ausschließlich von dem ernährte, was man selbst auf dem Hof produzierte, war das Schweinefleisch das einzige Fleisch, das man für die Ernährung hatte. Sonst aß man vor allem Mehlspeisen. Der Verlust von Tieren durch Viehseuche, die immer wieder auftraten, bedeuteten für die Menschen Hunger.

 

Für den Hausbau brauchte man die Zimmerleute, die aber bei größeren Projekten oft auch von auswärts geholt wurden. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Glottertal nur Holzhäuser, für die man, wenn es sich um Bauernhöfe handelte, eine Menge Holz brauchte. Erst als die Bauern nach 1780 anfingen, neben dem eigentlichen Hofgebäude ein steinernes Wohnhaus zu erstellen, gewann auch der Beruf des Maurers an Bedeutung.

 

 

Gründung der Handwerkerzunft im Jahre 1788

 

Die Handwerker waren in früheren Zeiten in Zünften organisiert.

 

Im Glottertal hätten sie eigentlich den Zünften in Waldkirch angehören sollen. Dagegen protestierten sie jedoch und verlangten, eine eigene Zunft gründen zu dürfen. Am 14. August 1788 verordnete Kaiser Josef II., dass sich die Glottertäler Handwerksmeister von der Waldkircher Innung absondern und eine eigene gründen durften. Pater Georg Schurhammer schreibt über diese Gründung:

„Am 26. Oktober 1788 versammelten sich also die ehrsamen Handwerker unter dem Vorsitz des Obervogts Anton von und zu Zwegern im Stabswirtshaus „Zum Engel“, und hier wurde die Zunft feierlichst errichtet. Zum Patron erwählten sie St. Laurentius, dessen Bild sie in den Prozessionen mittrugen (wie heute noch bei der Fronleichnamsprozession). Zunftmeister wurde der Weber Lorenz Höninger (Höningerbauer) vom Untertal, Beisitzmeister der Schmied Michael Leberer vom Obertal und Küfer Anton Disch von Winterbach (Schloßgut).

 

Zum Zunftswirthaus wurde der „Engel“ bestimmt. Hier wurde in der Zunftstube das große Zunftschild und die gemeinsame Zunftlade eingesetzt. Diese Lade, eine hölzerne Truhe mit einem zurückschiebbaren Aufsatz war das Heiligtum der Zunft. In ihr befanden sich die Kasse und die Bücher, ohne sie durfte keine Aufnahme vorgenommen, keine Versammlung abgehalten, kurz kein offizieller Akt gesetzt werden. Im „Engel“ musste stets ein Zimmer bereit sein für reisende oder kranke Gesellen.“

 

In diese Zunft wurden alle Handwerker im Tal aufgenommen. Man schuf sieben einzelne Abteilungen, von denen unter einem sogenannten Obmeister stand:

 

1. Maurer, Zimmerleute

2. Weber, Strumpfwirker, Seiler

3. Schneider

4. Schuster, Sattler, Metzger

5. Schmiede, Schlosser, Nagler, Wagner

6. Schreiner, Glaser, Dreher, Küfer

7. Müller, Becken

 

Die wichtigsten Zunftartikel

 

Es wurden 30 Zunftartikel aufgestellt. Sie bestimmten z.B.:

1. Alle Handwerker und Meister sollen der Innung beitreten.

2. Gleichwie die Ehre Gottes die Absicht jeder frommen Gesellschaft sein muß, hat diese Zunft den hl. Laurentius zum Schutzpatron ihrer Innung angenommen. Am hl. Laurentiustag (10. August) soll feierliches Amt gehalten werden. Hierzu muß jeder Meister Gesell und Lehrjunge erscheinen. Wer ganz fehlt, zahlt 1 fl. (Gulden bzw. der Gesell 40 Kreuzer, der Lehrjung 20 Kreuzer). Wer erst nach dem Evangelium kommt, zahlt 30 bzw. 20 oder 10 Kreuzer in die Lade. Ungebührliches Benehmen beim Gottesdienst wird bis zu 2 fl. bestraft.

3. Nach dem Amt haben sich alle Meister vor der Lade einzufinden,

4. sich hier sittsam und friedlich zu benehmen und

5. dem Zunftmeister die Rechnungen zu stellen,

6. dann werden Zunft-, Beisitz- und Obmeister (jeweils für 2 Jahre) gewählt.

8. Wer hier redet ohne Erlaubnis des Zunftmeisters oder der Obmannschaft, zahlt 12 Kr.

10. Dem Aufdingen, Ledigsprechen und Meisterwerden hat außer dem Zunftmeister der betr. Obmeister vor der Lade beizuwohnen.

12. Privathandwerksklagen werden vor Zunftmeister, Beisitzern und Obmeistern vorgebracht.

13. Hat ein Meister gegen einen Meister eine Klage vorzubringen, soll er es stehend tun mit entdecktem Haupt. Ebenso antwortet der Beklagte. Wer dabei dem anderen in die Rede fällt zahlt 6 Kr.

15. Die Meister sollen sich christlich und ehrlich, wie es einem braven Handwerksmann zusteht, verhalten und über ihre Gesellen und Lehrjungen gute Aufsicht und Zucht halten, dafür sorgen, daß sie Gottesdienst, Predigt und Christenlehre fleissig besuchen und zeitig zu Bett gehen.

 

Weitere Regeln waren z.B.:

Im Sommer um 10 Uhr, im Winter um 9 Uhr sollen die Wirtshäuser geschlossen sein. Meister und Gesell, der leichtfertig flucht bei Gott oder zu den hl. Sakramenten schwört vor dem Teufel sich verpfändet, der soll für jeden solchen Schwur 15 Kr. zahlen. Meister oder Geselle, der sich volltrinkt, zahlt für jeden Rausch 15 Kr., wer so vor der Lade erscheint, 30 Kr.

Jeder Lehrling muß vor der Aufnahme vom Meister 14 Tage lang geprüft werden. 3 – 4 Jahre bleibt der Betreffende Lehrjunge. Falls ihn der Meister entläßt, so kann er vor einem Jahr nicht wieder bei ihm aufgenommen werden. Ist die Lehrzeit vorbei, dann wird der Lehrjunge Geselle. Die Gesellenzeit dauert abermals 3 Jahre. Sind diese vorbei, so kann er Meister werden, falls er das in den meisten Handwerken übliche Meisterstück macht. Bevor einer Meister ist, kann er nicht heiraten noch Bürger werden.

Kein Meister darf wohlfeiler oder kostbarer arbeiten, als bedingt ist durch die Zunft.

Für jeden verstorbenen Meister läßt die Innung eine hl. Messe lesen.

Am St. Laurentiustag ist „Zährung“, d.h. Allegemeines Zunftessen. Jedoch soll nicht alles Geld in der Lade verzehrt werden, sondern pro Kopf höchstens 12 Kr. Alles Weitere wird aus eigenem Beutel bezahlt.

Das übrige Geld in der Zunftlade wird verwandt für Handwerksauslagen, zu dem gewöhnlichen Gottesdienst, zu einiger Aushilfe für einen verunglückten armen Meister oder einer armen Witwe, reisende Gesellen usw.

 

Das folgende Beispiel zeigt, was gewöhnlich in die Zunftbücher aufgeschrieben wurde:

Es ist heute als den 2. Hornung 1824 vor offener Lade, Zunft-, Ob- und Beisitzmeister des betr. Handwerks kommen und erschienen der ehrsame B.D. aus dem Obertal und will sich in unsere allhiesige Zunft als Schreinermeister einlassen und wir haben ihn als wohlgeehrten Schreinermeister auf- und angenommen und attestieren ihn, wie wir einen anderen unseren ehrlichen Mitmeister attestieren und zahlt dieser in die Zunftlade 2 fl. im Beisein des Zunftvorstehers wie auch im Beisein seines Beistandes.

 

Schreinermeister Schill

Zunftvorsteher Düsch

Josef Schill als Obmeister

Ignaz Gehr, Beisitzmeister

Georg Dilger als Meister

B. Schill als Beistand

 

Die Zunft bestand bis zum Jahre 1863. Dann wurde sie aufgelöst und das 41 fl. betragende Vermögen dem Untertäler Fond für Witwer und Witwen überwiesen.

 

 

Uhrmacherei im Glottertal

 

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war auf dem Schwarzwald ein neues Gewerbe entstanden, das später in der ganzen Welt berühmt werden sollte, die Fabrikation der Schwarzwälder Holzuhren. Als einer der Patriarchen dieser Kunst bezeichnet man den Simon Dilger von Schollach. Einer seiner Schüler war Georg Gfell aus Rothurach, der seine Heimat verließ und sich als Uhrmacher im Föhrental auf dem heutigen Junghansenhof niederließ.

 

Im Jahre 1725 zog er aus und erbaute sich mit Erlaubnis des Pfarrers Meid ein Wohnhaus am Pfaffenrain in der Enge, wo er noch viele Jahre sein Handwerk ausübte als äußerster Vorposten der Schwarzwälder Uhrenindustrie gegen Westen hin.

 

Um 1775 fing Georg Gfell als erster im Tal an, Flachsschilde zu lackieren. Er war eigentlich Fassmaler, d.h. Er fasste die aus Holz geschnitzten Schilde ein. Um 1786 werden bereits drei Uhrmacher im Untertal genannt: Johann Rieder, Blasius Saum und Johann Dilger. Zunächst trugen die Uhrenmacher ihre Waren selbst fort und verhausierten sie im In- und Ausland. Das war zu einer Zeit, als sich um 1817 die Glottertäler Bauern auch viel auf das Schnappsbrennen, vor allem die Herstellung von „Chriesewasser“ (Kirschwasser) verlegten, das ebenfalls bis nach Lyon und Paris verkauft wurde. Es gab damals Bauern im Ort, die bis zu 500 Mass (etwa 800 Liter) davon im Vorrat hatten.

 

Der Uhrenhandel nahm nun aber größere Formen an. Es bildeten sich Handelssozietäten. Diese schickten eine bestimmte Anzahl Uhren in die betreffenden Länder. Dort nahmen sie junge Männer aus dem Glottertal in Empfang und trieben Handel damit. Dieses Geschäft war ziemlich einträglich, und deshalb begaben sich mehrere Glottertäler ins Ausland, um dort als Uhrenhändler ihr Glück zu machen. So gingen um die Mitte des 19. Jahrhunderts der „Stampferhans“ Johann Rieder und sein Bruder Lorenz Rieder, der Wahlenbur, dem während seiner Abwesenheit seine Schwester den Hof besorgte, der Sonnenwirt und der Muckle nach England. Sie betrieben dort die Firma „Rieder + Co, London“, wie man früher auf den Ziffernblättern der alten Standuhren auf dem Stampferhof und im Gasthaus Hirschen lesen konnte. Erst nach einigen Jahren kehrten sie wieder in die Heimat zurück und erwarben sich von ihrem erworbenen Geld Besitz. Der Stampfervetter, wie Johann Rieder genannt wurde, half auf dem Stampferhof seinem Bruder Georg, dem Hofbesitzer, im Jahre 1867 neben die Scheune das Wohnhaus zu bauen und kaufte die Gehrenmatte vom ehemaligen Gehrenhof und den Gehrenwald in den Teilwäldern im Ahlenbach.

 

Leopold Blattmann vom Untertal war von 1879 bis 1883 als Taschenuhrmacher in Cartagena in Spanien bei einem Uhrmacher beschäftigt, wo er, da die deutschen Uhrmacher sehr gesucht waren, monatlich 160 Mark verdiente. Als er wieder ins Glottertal kam, gab er jedoch sein Handwerk nach einem halben Jahr auf.

 

Dieser Uhrmacher und Händler waren unternehmungslustige Leute, und wenn sie heimkamen, ließen sie das verdiente Geld blinken. Da hieß es dann gleich im Tal: „Die Uhrmacher sind wieder da.“ Aber sie wussten auch etwas von der Welt draußen zu erzählen und brachten manche Neuigkeiten mit. So haben die Rieder vom Stampferhof aus England den Tee mitgebracht und das Teetrinken hat sich auf ihrem Hof auch nach ihrer Rückkehr erhalten und wurde auch von den anderen Familien übernommen.

 

Einer der am weitesten gereisten Uhrenhändler aus dem Glottertal war Blasius Schurhammer, der von 1836 bis 1848 als Uhrmacher und Händler in Russland tätig war. Blasius Schurhammer, 1816 geboren, war der älteste Sohn des Rindsbetbauern Andreas Schurhammer. In seiner Jungend ging es ihm nicht besonders gut, denn sein Vater mochte ihn nicht. Als der Vater ihn nun wieder einmal schlug, packte der Bläsi seine Sachen zusammen und ging bei Nacht und Nebel davon. Niemand wusste, wohin er geraten war. Erst nach einem Vierteljahr kam die Nachricht: Der Bläsi war droben in Waldau bei dem Uhrmacher Johann Pfaff in der Lehre.

 

Nach seiner Lehrzeit kam der Bläsi zunächst wieder heim und machte sich im August 1836 auf die Reise nach Russland. Er war zuerst in Petersburg und dann in Moskau, wo er die erste Eisenbahn in seinem Leben sah und den gewaltigen Brand im Kaiserpalast mit anschaute. Von dort zog er alljährlich mit seinem Meister und später allein auf die großen Jahrmärkte nach Inschti-Makariew Nischni-Nowgorod, wo er die Karawanen aus der Mongolei, Sibirien, Persien und Armenien sehen konnte. Die Uhren hatte ihm sein Vater geschickt, der in den Jahren 1837 bis 1839 zweimal zu Johann Pfaff, des Bläsis früheren Lehrmeisters, hinaufgegangen war und zwei Kisten mit Uhren im Wert von fast 3000 Gulden nach Russland schickte, die der Bläsi nun auf den großen Märkten verkaufte.

 

Einmal war er sogar mit seinen Uhren in einer Karawane hinab nach Kiew gereist, wobei der Wagen seines Hintermannes von Räubern überfallen und ausgeplündert wurde. Von da war es weiter ans Schwarze Meer gewandert und von dort bis nach Armenien. Dort hat er in den Häusern der Vornehmen die Uhren repariert und einem reichen Kaufmann auch einmal eine Spieluhr für einige 1000 Rubel verkauft, ehe er wieder nach Petersburg zurückging.

 

Nach einiger Zeit verließ er dort jedoch seine Schwarzwälder Kameraden, zu denen ein Uhrmacher Bruder von Waldkirch und ein Heine von Vöhrenbach gehörten, und zog hinauf nach Neu-Ladoga an den Ladogasee. Dort ging er drei Jahre seinem Uhrmacherhandwerk nach. Dann brach in dieser Gegend aber die Cholera aus, an der allein in Petersburg täglich über 1000 Menschen erkrankten und in den Spitälern täglich über 600 starben. Da kehrte der Bläsi auf Drängen seiner Eltern und seines Freundes Sautter, der ebenfalls in die Heimat zurückging, im Spätsommer 1848 ins Glottertal zurück. So reich wie andere war er nicht geworden, aber er konnte eine Menge von der Welt erzählen. Dies tat er dann als Buschwirt auch gerne und hat damit für viele die große Welt in das kleine Glottertal gebracht. Zumindest seine Kinder und sein Engel Georg, der spätere Ehrenbürger Pater Georg Schurhammer, wurden von diesen Erzählungen des Großvaters stark beeinflusst, so dass es ihn später ebenfalls in die Welt hinauszog.

 

 

Die Krämer versorgten die Bevölkerung mit dem Nötigsten

 

Das meiste, was man früher auf den Höfen zum Leben brauchte, stellte man selbst her. Es galt für manche Bauern eher als ehrenrührig und sprach gegen die Kochkünste und die Sparsamkeit der Bäuerin, wenn man im Laden einkaufte. Ein alter Gullerbauer soll öfter gesagt haben: „Ein richtiger Bur sollte nichts kaufen müssen als Salz und Essig.“

 

Auch die Taglöhnerhaushalte waren zum größten Teil Selbstversorger. Man hielt ein Schwein und eine Kuh oder eine Ziege, um mit Milch versorgt zu sein, und hatte bei einem Bauern einen Bohnenacker, auf dem man Kartoffeln und allerlei Gemüse pflanzte, Auch für die Taglöhnerdienste bei den Bauern erhielt man meist Lebensmittel.

 

Was dann zur Versorgung noch fehlte, das kaufte man von reisenden Händlern oder in den Krämerläden, die es über das Tal verteilt gab. Einen Einblick in das Leben und Arbeiten der Händler und Krämer im Ort geben die folgenden Aussagen der Obertäler „Krämerin“ Maria Birkle:
„Als Tochter vom 'Gehrenbläsi', einem Sohn vom Gehrenhof, dem späteren Kurhaus im Glotterbad, wurde ich schon früh mit dem Handeln vertraut. Er hatte zusammen mit seiner Frau Nathalie von dem Geld, das er vom Verkauf des Gehrenhofs erhielt, das erste Schwesternhaus im Tal, das Haus unterhalb der Krone gekauft. Von dort aus haben meine Eltern mit allem, was es bei den Bauern im Tal zum Handeln gab, Geschäfte gemacht. Wir waren zehn Kinder, fünf Mädchen und fünf Buben. Wir Mädchen mußten von klein an bei den vielen Arbeiten, die das Handeln mit sich brachte, mithelfen. Die Buben mußten als Hirtenbuben zu den Bauern ins Föhrental.

Mein Vater hat viel mit Holz gehandelt, das er bei den Bauern holte und dann weiterverkaufte. Dafür hatte er sechs Pferde, für die er eine große Scheune gebaut hatte. Mit den Pferden ist er im Winter, wenn es geschneit hatte, mit dem großen Bahnschlitten durchs Tal gefahren und hatn den Schnee geräumt. Er hat auch Obst von den Bauern gekauft und die Maische in Brennereien geliefert. Auch dem 'Gelbe Rüben' (Karotten) hat er besonders bei den Bauern in St. Peter gute Geschäfte gemacht, die die Rüben gerne an ihre Pferde verfütterten. Meine Mutter holte auf den Höfen im Föhrental, im Untertal und auch in Heuweiler Butter, Eier, Salat, Brot, Gemüse, Speck. Hühner, Obst und Kartoffeln, eben alles, was die Bäuerinnen entbehren konnten. Diese waren froh um jede Mark, die sie bekamen, denn Geld war damals Mangelware. Daheim wurden diese Waren dann für den Markt in Freiburg hergerichtet. Da mußten wir Kinder kräftig mithelfen. In der Beerenzeit war es besonders turbulent. Da brachten die Kinder und Erwachsenen alle Beeren, die sie im Wald gesammelt hatten, zu unserer Mutter. Bei den Himbeeren haben die Kinder oft mit ein bißchen Wasser das Gewicht erhöht, damit es ein paar Pfennige mehr gab.

Früher ist unser Vater mit auf den Markt gegangen, aber später ist die Mutter drei- bis viermal in der Woche bei Wind und Wetter alleine gefahren mit dem Roß, dem Sixtus, der ihr Lieblingspferd war. Er ist in 40 Minuten auf den Münsterplatz in Freiburg gesprungen. Als wir Kinder dann ein bißchen größer waren, so im Alter von 10 bis 17 Jahren, hat uns die Mutter immer mitgenommen.

Man ist um 4 Uhr aufgestanden und hat das Roß gefüttert. Die Mutter hat inzwischen den Wagen geladen. Es waren oft 30 Zainen Obst, dazu noch alles andere wie Gemüse und Beeren, im Durchschnitt so 50 Zentner. Dann ging es los, talauswärts Richtung Freiburg. Beim Gasthaus Lamm in Heuweiler mußten wir zum ersten Mal absteigen und 'miggen' (bremsen), sonst wäre der Wagen am Lammbuckel dem Pferd in den Hintern gefahren. Um 6 Uhr fing der Markt auf dem Münsterplatz an. Wir hatten dort immer denselben Platz.

Für die Pferde waren bei den Wirtschaften in der Herenstraße, in Unterlinden und auf dem Kartoffelmarkt Ställe, wo man sie unterstellen konnte. Alte Knechte haben die Pferde dorthin gebracht, sie dort gefüttert, die Hufe geschmiert und die Pferde am Mittag um 2 Uhr, wenn der Markt zu Ende war, dann auch wieder gebracht und eingespannt. Danach ging es wieder heim. Dort fing man wieder an, die Waren für den nächsten Tag zu holen und zu richten.

Meine Mutter mußte auch alles Mögliche für die Bäuerinnen in Freiburg besorgen, denn diese hatten kaum eine Möglichkeit, in die Stadt zu kommen. So brachten wir ihnen Stoffe, Unterwäsche, Geschirr und auch Medizin aus der Apotheke aus Freiburg mit.

Im Jahre 1925 starb unser Vater im Alter von 56 Jahren. Vier Kinder waren noch minderjährig. Das war eine schwere Zeit für unsere Mutter, zumal auf dem Haus noch viele Schulden waren. Da half uns Herr Knopf, der in Freiburg ein Großkaufhaus besaß, sehr viel. Wir durften ihm alle verderblichen Waren, die wir auf dem Markt nicht verkauften, in seine Großküche bringen für seine vielen Angestellten. Ausgerechnet diesem Mann sollten wir dann Mitte der dreißiger Jahre keine Waren mehr liefern, weil er Jude war. Aber unsere Mutter lieferte ihm trotzdem, weil er ihr in schlechten Zeiten geholfen hatte. Dafür mußte sie dann mit einem Plakat auf dem Rücken durch Freiburg laufen, auf dem stand 'Ich bin judenfreundlich'. In einem sehr kalten Winter hat sie sich dann mehrere Zehen erfroren. Daraufhin hat meine Schwester Ida den Markt noch bis 1939 weitergemacht.

Durch diese Kindheit und Jugend hatte ich gute Voraussetzungen fürs Krämern im Obertal, als ich im Dezember 1925 Alfred Birkle heiratete. Wir verkauften in den 20er und 30er Jahren eigentlich alles, was man in einem Haushalt brauchte. Man nannte das damals Gemischtwaren. Die Lebensmittel lieferte uns ein Händler aus Freiburg. Er war Jude und kam zu uns, bis ihm Mitte der dreißiger Jahre der Handel verboten wurde. Anfangs lieferte er mit einem Pferdefuhrwerk und einem Leiterwagen, später hatte er dann ein Auto. Von ihm hat man gekauft, was man gerade gebraucht hat. Das waren allerdings keine besonderen Dinge, noch keine Südfrüchte wie Bananen und Orangen, sondern ganz normales Gemüse und andere Lebensmittel. Er lieferte alles in Säcken: Gries, Reis, Gerste ('Kälberzähne'), Sago und Zucker. Das Mehl bezogen wir aus der Mühle.

Im Laden hatten wir an der Wand kleine und große Schubladen, da hatte jedes Produkt seinen Platz. Aus diesen Schubladen hat man dann die Lebensmittel pfund- oder halbfundweise abgewogen. In den kleinen Schubladen hatte man Tee, Gewürze, Maggiwürfel, Suppenwürfel, aber auch Kurzwaren wie Schuhbändel, Nadeln, Faden, Knöpfe und viele andere Kleinigkeiten. Für Öl und Essig brachten die Leute Flaschen mit, in die man dann eingefüllt hat, wie auch in die Maggifläschchen und die Senfhafen, die immer wieder nachgefüllt wurden.

Eier und Butter haben wir von den Bäuerinnen bezogen, Heringe, Rollmöpse und Essiggurken wurden stückweise aus dem Eimer verkauft. Käse, meist Schweizer- oder 'Stinkerkäse“, war viel gefragt. Wir haben aber auch Wurst verkauft. Auf Karfreitag und Aschermittwoch, den gebotenen Fast- und Abstinenztagen, gab es immer Stockfisch. Die bekamen wir getrocknet. Sie wurden dann im Keller in einem großen Holzzuber eingeweicht. Jeden Tag kam frisches Wasser dazu. Das ganze Haus hat danach gestunken. Auf Fastnacht hin hatten wir 'Käpseli', Larven, Nasen und allerlei anderes Fastnachtszeug.

Bonbons, Zuckerbohne sagten wir, gab es aus großen Gläsern stückweise oder auch mal abgewogen. Aber die Leute hatten nur wenig Geld für solche Sachen. Deshalb haben sich die Kinder immer sehr gefreut, wenn sie von mir eine Zuckerbohne bekamen.

Wir verkauften natürlich auch Brot und am Samstag gab es Kugelhupf und Hefezopf. Ein richtiger Reißer waren die kleinen Linzertörtchen für 20 Pfennig. Die Schüler waren ganz scharf darauf. Nach dem 2. Weltkrieg, als es wieder aufwärts ging, hatten wir auch viel anderes Gebäck, süße Weckle und auch Kuchen. Da kauften viele Leute bei uns, denn bis zur nächsten Bäckerei hinunter war es doch noch ein weiter Weg.

Tabak war auch ein gefragter Artikel und Zigaretten, Eckstein und Salem. Viele Männer kauften auch einen 'Schick'. Dieser Kautabak mußte kühl gelagert werden, so daß man ihn immer im Keller holen mußte, wo er in einem Tontopf mit Deckel gelagert war.

Mitten im Laden hatten wir 'einen Schaft' (Regal) mit vielen Fächern. Auf der einen Seite waren Textilien: Hemden und Unterwäsche für Männer und Frauen und auch für Kinder, Socken, Wolle, Stoffe, 'Liebli' mit Gummiband, woran die Strümpfe angehängt wurden. Auf der anderen Seite gab es Geschirr: Teller, Schüsseln, Gläser, Rahmhäfen, Schmalzhäfen, Mostkrüge, Kochhäfen, Schöpflöffel, Kochlöffel und vieles mehr. In einer Ecke hatten wir Waschmittel und Seife, die es zum Teil als Schmierseife auch offen aus dem Eimer gab. Soda war gefragt zum Wäschebleichen.

Daneben stand das Petroleumfaß. Das war ein wichtiger Artikel. Jeden Monat kam ein Wagen und brachte so 500 Liter Petroleum. Die Leute brachten Kannen mit, in die man das Petroleum aus dem Faß herauspumpte. Manchmal war es nur ein halber Liter, manchmal kaufte auch jemand fünf Liter. Es gab Mitte der 20er Jahre im Obertal nur in wenigen Häusern elektrisches Licht. Die Berghäusle und der Wuspenhof haben noch sehr lange Petroleum gebraucht. Auf den anderen Höfen hingen in den Ställen immer Sturmlaternen, für die man Petroleum brauchte.

Bier und Sprudel gab es bei uns auch. Der Bierwagen kam früher jede Woche mit Pferd und Wagen, meistens vierspännig. Erst später fuhr ein Lastwagen. Die brachten auch große Stangen Eis, mit denen wir im Keller manche Lebensmitte und auch das Bier kühl hielten. Die Biermänner hatten immer große Lederschürzen an, denn sie mußten die Eisstangen von Hand in den Keller bringen.

Durch das Rathaus und die schule gegenüber war bei uns auch immer viel los. Nach den Sitzungen im Rathaus kamen sie zu uns ins Krämers. Manchmal gingen die Debatten hier lautstark weiter.

Für die Schüler hatten wir natürlich auch Schulsachen. Meist hat der Lehrer vorher gesagt: 'Das brauchen wir bald, das müßt ihr jetzt bestellen.' Und dann haben wir die Sachen hergetan. Hefte, Schreibartikel, Tinte, Schiefertafeln und Griffel und was die Schüler halt so brauchten, hatten wie sowieso immer da.

Unser Laden war neben dem Rathaus und der Schule der Mittelpunkt des Obertales. Sehr früh hatten wir auch ein Telefon. Wenn die Leute einen Arzt brauchten oder sonst etwas Dringendes zu erledigen war, kam man zu uns gelaufen. Fast jeder, der im Tal unten war oder auf dem Rathaus etwas zu besorgen hatte, ist bei uns eingekehrt. Der Wuspenbauer zum Beispiel kam jeden Freitag mit dem 'Bännewägele' vorbei. Er war ein guter Kunde und ich habe mich gefreut, wenn er kam, er hat immer viel eingelauft. Aber auch die anderen Bauern haben, wenn sie von der Schmiede oder sonst irgendwo herkamen, bei uns angekehrt, da ist keiner vorbeigegangen.

Die Bäuerinnen kamen meistens am Sonntagmorgen zum Einkaufen, wenn sie nach der Kirche in der Kutsche oder dem 'Bännewägele' heimfuhren. Die Männer haben dann ein Bier getrunken und sich in der Stube unterhalten. Die Bäuerinnen kamen zu mir in den Laden, haben eingekauft, ein Schwätzchen gehalten und mir auch manchmal einen Tip gegeben, was man noch so brauchen könnte.

An den Werktagen haben manchmal die Schulkinder eingekauft. Wenn die Kinder in die Schule kamen, hatten sie einen kleinen Zettel von der Mutter dabei. Den brachten sie vor dem Unterricht zu uns in den Laden. Während sie in der Schule waren, habe ich dann die Sachen gerichtet, und wenn die Schule aus war, haben die Kinder die Sachen mit nach Hause genommen. Das war ein gutes Geschäft für uns.

Bezahlt wurde meistens am Monatsende. Manchmal hat auch das Geld nicht gereicht, dann hat man den Rest auf den folgenden Monat übertragen. Öffnungszeiten gab es keine festen. Selbst wenn abends um 10 Uhr noch jemand kam, hat man ihm gegeben, was er brauchte. Die Lehrer und Nachbarn haben auch oft bis tief in die Nacht bei uns Karten gespielt, meistens Cego. Da gab es dann für mich meist eine kurze Nacht.

Dann kam die Nazizeit. Da war es für mich schwer, weil ich nun noch eine kaufmännische Lehre machen mußte. Der Lehrer Waldeis war früher Kaufmann und hatte umgeschult auf Lehrer, der hat mir wochenlang Stunden gegeben auf die Prüfung hin, so daß ich sie doch geschafft habe. Da wurde dann auch jeden Monat der Umsatz geprüft. Wenn man zu wenig Umsatz hatte, hat man immer gedroht, daß man den Laden schließen müsse. Das ist uns auch einmal passiert. Aber der damalige Bürgermeister, der Hartererbur, sagte: 's`Krämers ist der älteste Laden und der bleibt.' Und dann konnten wir weitermachen. Für den Laden wurden die Vorschriften immer mehr verschärft. Das Petroleumfaß mußte aus dem Laden in einen gesonderten Raum. Man durfte auch kein offenes Waschmittel mehr im Laden haben.

Nach dem Kriegsausbruch wurde es noch schwieriger. Es wurden Lebensmittelkarten ausgegeben, aber meistens reichten die zugeteilten Rationen nicht aus. Es herrschte viel Not. Im Tal gab es fast nur noch alte Männer, Frauen und Kinder. Auch mein Mann war fünf Jahre im Krieg und ich mußte mit den Kindern allein durchkommen. Wenn der Briefbot (Postbote) kam, hat man gleich gefragt, ob es etwas Neues gebe. Man hat sich mit jedem gefreut, der einen Brief aus dem Felde bekam, und mit jedem gebangt, wenn Nachrichten zu lange ausblieben. Schlimm waren dann immer die Nachrichten über die Gefallenen. Man kam dann oft zu uns und hat gefragt, wann Rosenkranz ist und wie es wohl weitergeht. Auch die Zeit mit der Schwarzschlachterei hat unsere Kundschaft sehr beschäftigt. Immer wieder sind Leute deswegen verhaftet worden, andere hatten Angst, daß sie verraten würden. Manchmal hat man fast nicht mehr weitergewußt. Weil damals im Laden nicht mehr viel verdient werden konnte, war es für uns wichtig, daß wir noch eine kleine Landwirtschaft mit zwei Kühen und auch noch ein großes Stück Reben hatten. Da mußten dann unsere drei Kinder schon kräftig mithelfen, daß wir über die Runden kamen.

Auch nachdem der Krieg zu Ende war, kam noch einmal eine schlechte Zeit, bis dann die Leute nach der Währungsreform wieder Arbeit und Geld bekamen und wieder einkaufen konnten. Als dann allmählich die Autos aufkamen, hat sich vieles geändert. Da sind viele abgesprungen und haben auswärts eingekauft. Der größte Verlust für uns war aber die Aufgabe der schule und die Auflösung des Bürgermeisteramts. Da ist der Umsatz stark zurückgegangen und schließlich hat sich unser Laden Anfang der 70er Jahre nicht mehr gelohnt.“

 

 

Handel und Gewerbe heute

 

Viele der früheren Krämerläden und der alten Handwerksberufe sind heute im Tal nicht mehr vertreten. Die Weber, Küfer, Seiler, Gerber, Sattler, Nagler, Wagner oder Müller sind ausgestorben und heute nur noch in Hausbezeichnungen wie Weberhaus, Gschwandermüllers, Kappgerbers oder Lindersattlers vorhanden. Von den zahlreichen Säge- und Getreidemühlen sind nu rnoch die Gschwandersäge und die Sonnensäge übrig geblieben. Die vielen Schuhmacher haben sich heute auf das Schuhhaus Lickert reduziert.

 

Andere Berufe wie die Zimmerleute und Maurer sind aufgrund der stetigen Bautätigkeit bis heute gut vertreten. Die Bäcker und Metzger, vor allem aber die Lebensmittelgeschäfte haben besonders durch den aufkommenden Fremdenverkehr an Bedeutung und Umsatz gewonnen. Am Wandel von den ehemaligen Kaufläden, die wie die „Bläsi-Rose“ in einer einfachen Stube mit dem Verkauf nur ganz weniger Waren begonnen haben, zu den heutigen Lebensmittelgeschäften wird der Wandel, der sich im letzten Jahrhundert im Tal vollzogen hat, besonders deutlich. Mit dem neuen Gewerbegebiet am Ortseingang hat nun auch das Handwerk ein ganz neues Gesicht bekommen.

 

 

 

 

 

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