Glottertal
Der Name "glotertal" wird erstmals im Jahre 1112 im Rotulus Sanpetrinus, einer Güterbeschreibung des Klosters St. Peter genannt. Damals vermachte ein freier Mann, Ludwig von Denzlingen, sein Hofgut an dem Ort, der Glottertal genannt wird, der Kirche zu St. Peter. Weiter ist dort erwähnt, dass Ludwig von Denzlingen Laienbruder im Kloster gewesen sei, dass er als älterer Mann zusammen mit seinen Söhnen die Schenkung vorgenommen habe und dass das Hofgut "im Glottertal im Mallinbach" gelegen sei. Das Dokument bezeugt lebhafte Rodungstätigkeit und verstärkten Siedlungsausbau in der Tallandschaft.
Der Beginn der Besiedelung des Tales liegt allerdings einige Jahrhunderte früher, wobei der genaue Ablauf der Rodungstätigkeit im Tal der Glotter und seiner zahlreichen Nebenbäche bis heute nicht erforscht ist. Nachgewiesen ist, dass bei der Erschließung des Glottertales der Mauracher Hof in Denzlingen mit der Severinskapelle eine wichtige Rolle spielte. Wohl schon zur Römerzeit stand dort ein Zehnthof. Als die Alemannen ums Jahr 260 das Zehntland eroberten und die Römer über den Rhein getrieben hatten, wurde die alte gallo-römische Bevölkerung unterworfen und ihre Güter in der Ebene besetzt. Ob damals solche gallo-römische Bevölkerung sich auch ins Glottertal zurückgezogen hat, ist nicht nachgewiesen. Es wird jedoch verschiedentlich vermutet, dass es durch das Glottertal schon einen Römerweg gegeben hat. Denn die Strecke Denzlingen - Glottertal- Rohr über das Gebiet des Klosters St. Peter zum Hohlengraben und weiter in Richtung Baar ist wahrscheinlich Teil eines alten Wegs zwischen den römischen Kastellorten Riegel und Hüfingen. Neuerdings wird es sogar für möglich gehalten, dass nach dem steilen Anstieg im Glottertal her auf der Anhöhe beim Türle ein römisches Rasthaus oder eine Straßenstation gestanden hat.
Im 10. Jahrhundert war der Mauracher Hof wie auch andere Gebiete im Breisgau und Elsaß im Besitz des Gaugrafen Guntram. Zum Mauracherhof als Dinghof gehörten damals neben einigen Leben im Denzlinger Bann auch das Leben im Gebiet des oberen Glottertals. Gaugraf Guntram bekam im Jahre 952 aber Streit mit Otto dem Großen. Dieser war nämlich im Jahr 951 durch das Rheintal nach Norditalien gezogen. Er war dort König von Norditalien, der Lombardei, geworden, als er in Pavia die Königswitwe Adelheid heiratete. Deshalb war ihm sehr an einem ungehinderten Zugang von seinem Reich im Norden nach Italien gelegen. Als Otto der Große im Frühjahr 952 aus Italien zurückkam, muss sich Guntram den Absichten des Herrschers widersetzt haben. Dieser reagierte jedoch hart und nahm Guntram die Besitzungen in verschiedenen alemannischen Gauen weg. Der König vermachte die meisten dieser konfiszierten Güter der Kirche und zwar solchen Kirchenmännern, auf die er sich verlassen zu können glaubte.
Die Gemahlin Ottos I., die hl. Adelheid, kannte den Breisgau. Ihr Großvater, der Schwabenherzog Burkhart I. von Alemannien, und seine Gemahlin Reginlinde, hatten im Jahr 918 im benachbarten Waldkirch das Kloster Sankt Margarethen gestiftet, wo ihre Tante, die hl. Gisela, noch immer Äbtissin war. So schenkte der König dem Bischof Konrad von Konstanz im Jahr 962 neben anderen Gütern auch den Mauracher Hof mit allem, was zu diesen Orten gehört, den "Kirchen, Gebäuden, Höfen, Äckern, Feldern, Waiden, Wäldern, Rebbergen, Wässern und Kanälen, Mühlen und Mühlplätzen" usw. Leider taucht in dieser Urkunde der Name Glottertal nicht auf, denn mit "cum omnibus eisdem locis pertinentibus" sind, wie später nachzuweisen ist, die 18 Lehen im Glottertal gemeint.
Seit dem Jahre 962 gehörte damit der Mauracher Hof dem Bischof von Konstanz. Dieses Gut hatte zu jener Zeit eine weit größere Ausdehnung als heute. Er umfasste noch im 14. Jahrhundert bei Denzlingen zehn Lehenhöfe und im Glottertal zählte dazu das Gebiet der 18 Lehen im Obertal. Das sind die heutigen Höfe im Ahlenbach und die im "Guldenwipf" von der Sonne bis zum Gullerhof und vom Wälderhansenhof bis zum Hilzingerhof. Fron- und Dinghof für dieses ganze Besitztum war damals der Mauracherhof. Dort wurde das Faselvieh (Vatertiere) gehalten, dort war auch das Dinggericht. Erst um 1350 wurde der Dinghof für die 18 Lehen von Maurach ins Glottertal, auf den Gehrenhof verlegt. Dem Grundherren musste der Zehnte geliefert werden, der dafür den Pfarrer von Sankt Severin zu unterhalten hatte.
Der Bischof von Konstanz war jedoch mit der Bedingung in den Besitz von Maurach und einem großen Teil des oberen Glottertales gekommen, dass die vorgenannten Orte mit allen Einkünften nach seinem Tod an die Konstanzer Domherren übergehen sollten. Diese Bestimmung wurde jedoch nicht ausgeführt, denn nach dem Diplom Kaiser Friedrichs I. über die Grenzen und Besitzungen des Bistums Konstanz vom Jahre 1155 befand sich der "Hof (curtis) in Muren mit der Kirche" damals noch im Besitz des Bischofs, während die Höfe in Buggingen und Ihringen dem Domkapitel übergeben worden waren. Auch 1275 ist der Bischof noch im Besitz "von Kirche und Patronat". Erst im Jahre 1302 wurde das Domkapitel zu Konstanz Patronatsherr über Maurach und die dazugehörigen Gebiete im Glottertal.
Im oberen Glottertal hatte auch der Adel aus den Orten der Ebene, z.B. aus Denzlingen und Kenzingen kolonisiert. Dieser Besitz ist am Anfang des 12. Jahrhunderts wohl auf Betreiben der Zähringer an das Kloster St. Peter gelangt. Von Arnold von Kenzingen erhielt das Kloster mit der Siedlung Rohr dessen Rechte auf ungerodetes Waldland in der oberen Talgegend. Wahrscheinlich sind die späteren Güter im Schwarzen Richenbach, der heutige Steckle- und Lautackerhof, die nach Rohr dinghöfig waren, in diesem Gebiet entstanden. Der übrige sanktpetrische Besitz, der "Schandpletz" im Ahlenbach beim Glottrainhof und ein Teil des Lauterbachtales (Glotterbad) und der Rinzberghof im Untertal geht auf die Schenkung "an dem Orte, Glottertal genannt", Ludwigs von Denzlingen zurück.
Zu Anfang des 13. Jahrhunderts besaß auch das Kloster Einsiedeln grundherrschaftliche Rechte im Glottertal. Aus dem Einsiedler Urbar um 1217 - 1222 geht hervor, dass das Kloster im Glottertal (de Glotro) Einkünfte an Geld und Hafer hatte und die Rodungstätigkeit schon weitgehend abgeschlossen war. Die Einkünfte stammten aus dem Föhrental von 17 Lehen, Ohrensbach 3 Lehen, Ahlenbach 2 Lehen und Wipfi (Lindle, Wuspen) 6 Lehen. Auch dieser Besitz könnte aus der Konfiskation von Gütern Graf Guntrams durch König Otto I. (952) stammen, wird aber in den späteren königlichen Besitzbestätigungen für Einsiedeln nicht mitgenannt. Allerdings muss das Kloster Einsiedeln nicht lange im Besitz dieser Hofgüter gewesen sein, denn nach diesem Eintrag von 1217/22 wird der Besitz nicht mehr erwähnt.
Einen eingesessenen Ortsadel scheint es nicht gegeben zu haben, wenn auch einige Personen genannt sind, die sich nach dem Glottertal genannt haben. 1253 wird ein Johanniterbruder "Albertus de Gloter" erwähnt. Schon 1245 erscheinen in einer Freiburger Urkunde ein "dominus H. de Gloter" sowie ein "Jo. de Gloter". Wahrscheinlich sind beide Freiburger Bürger.
Das untere Tal bis in die Gegend der Kirche war wohl ursprünglich zähringisch. Das geht aus der Grundherrschaft des Klosters Waldkirch hervor und ist aus der Gerichtsbarkeit der Grafen von Freiburg zu schließen. Denn im 13. Jahrhundert war das Tal der Glotter mit seinen südlichen Nebentälern der geschlossene Bezirk einer Hochgerichtsherrschaft in Händen der Grafen von Freiburg, den Erben der Zähringer, geworden.
Als Grundherr über das Untertal ist durch die Urkunde aus dem Jahre 1281 das Magarethenstift in Waldkirch bezeugt. In der Aufzählung des Besitzes des Klosters Waldkirch in der Urkunde von 1178 kommt das Glottertal noch nicht vor. Vermutlich ist Waldkirch erst im 13. Jahrhundert durch die Grafen von Freiburg in das Tal gekommen. Über den Dinghof des Klosters erfährt man erst aus dem Dingrodel um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Grundherrschaft erstreckte sich vom Markt unterhalb der Kirche bis herab an den Einbollen. Durch die schwarzenbergischen Vögte von Waldkirch, die ihr Territorium im Bereich der Grundherrschaft des Klosters einrichteten, begründete im 14. Jahrhundert das Haus Österreich als deren Oberlehensherr seine Stellung im Tal. Endgültig wurde die Herrschaft Schwarzenberg durch die Verleihung der Wildbannrechte im Glottertal im Jahre 1442 stabilisiert. Dies geschah zu Lebzeiten des letzten Schwarzenbergers, von dem die Herrschaft auf die Rechberg und weiter auf die Ehingen überging. Nach dem Tode Sebastians von Ehingen belehnte Kaiser Ferdinand im Jahre 1560 zunächst dessen Schwiegersohn Hans Raphael von Reischbach. Schon bald darauf im Jahre 1567 erwarb er jedoch die Herrschaft unmittelbar für sich.
Aus der damaligen Verkaufsurkunde geht hervor, dass die Herrschaft "alle Vogtei, hohe und niedrige Obrigkeit und Gerichtsbarkeit, Gebot, Verbot, samt ungemessener Fron und Dienst auf den Untertanen" in Anspruch nahm. Die Beamten der Obervogtei Waldkirch setzten ihre Rechte so rigoros und rücksichtslos durch, dass es um 1586 zu Unruhen mit den Bauern kam, bei denen sogar geschossen wurde. Daraufhin traten anscheinend Erleichterungen ein. Die Frondienste waren nun nicht mehr ungemessen, sondern wurden begrenzt. Andere Lasten konnten mit Geld abgelöst werden. Damit ging das Untertal im Jahr 1567 unmittelbar in die Herrschaft des Hauses Österreich über, das die Oberlehensherrlichkeit schon im Jahre 1406 erworben hatte.
Zwischen den waldkirchischen Hofgütern im Untertal lag vor dem Schloßdobel das alte "Wasserhaus". Winterbach, das als adeliges Mannslehen von Waldkirch mit seinem geschlossenen Besitz eine Sonderstellung innerhalb der Markung einnahm. Das adelige Ritterlehen wird zuerst 1429 als "Wigerhus", dann 1493 als "Haus zu Winterbach", 1507 als "Wasserhaus" genannt. In welche Zeit dieses Gut Winterbach im Glottertal ursprünglich zurückreicht, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Bereits 1276 hatte ein Herr Stehillin von Freiburg ein "Tochterkinde von Winterbach", und 1302 war ein Ernest von Winterbach Bürger zu Freiburg. Es ist jedoch nicht gesichert, ob hier Winterbach im Glottertal oder ein anderer Ort dieses Namens gemeint ist.
Aus dem Gut einer Frau von Winterbach, genannt die Richterin, zu Gloter hatte das Kloster Günterstal 1344 ansehnliche Stücke als Jahrzeit in Besitz. Beziehungen zu Güntertal hatten auch die Brenner von Winterbach. Ein Hans Brenner verkaufte 1429 Zinse von seinem "Wigerhuse, hofe und gesesse" zu Winterbach an das Kloster St. Katharina in Freiburg. Ein weiterer Hans Brenner von Winterbach im Glottertal ist im Günterstaler Kopialbuch von 1464 genannt. Auch von den nächsten Inhabern, den Krebs von Winterbach, sind zwei Angehörige im Nekrolog des Klosters zu Ende des 15. Jahrhunderts verzeichnet. Von den Krebs wurde das Lehen im Jahre 1507 um 300 Goldgulden an Balthasar Tegelin, einem Bürger von Freiburg, verkauft. In dessen Verwandtschaft blieb es bis zum Jahre 1566, als es Valentin Weißbecke für 2000 Gulden kaufte. Bei diesem Kauf ist von einem Haus und Burgstall die Rede. Dessen Witwe gab den Besitz für 5600 Gulden im Jahre 1585 an ihren Schwiegersohn Balthasar Gut weiter. Er brach das vielleicht vom Bauernkrieg her ruinöse Wasserschloß ab und begann einen Neubau.
Im Jahre 1619 verkaufte sein Sohn Johann Valentin Gut das Schloß Winterbach an Georg Wilhelm Streitt von Immendingen, einem vorderösterreichischen Regimentsrat. Den Dreißigjährigen Krieg scheint Winterbach, das durch Salvaguardien geschützt wurde, im Gegensatz zum übrigen Tal leidlich gut überstanden zu haben. Im Jahre 1682 kam das Gut an die Familie Kleinbrodt, die 1668 durch Kaiser Leopold geadelt worden war. Der letzte dieses Geschlechts, Karl von Kleinbrodt, starb im Jahre 1826 unverheiratet und hinterließ viele Schulden. Der badische Fiskus zog das Lehen sogleich an sich und verkaufte es an den Kenzinger Wirtssohn Benedikt Werber. Der neue Besitzer ließ das Schloß abreissen, den Wassergraben zuschütten und baute ein neues Wohnhaus, den jetzigen Schloßhof, samt Nebengebäuden. Das Mühlengut an der Glotter teilte er auf und vergab es an 12 einzelne Besitzer, die sich hier am Wiggisrain eigene Häuser bauten. So entstanden entlang der Talstraße eine Reihe von Taglöhnerhäusern ("Kuttlegasse"), in denen im Jahre 1848 schon über 120 Menschen wohnten, während hier im Jahre 1784 erst 2 Taglöhnerhäuser standen. Im Jahre 1862 verkaufte Emanuel Auerbach den Schloßhof und seine Reben am Schloßberg in kleinen Parzellen an Glottertäler Bürger. Damit ging der Besitz des ehemaligen Gutes Winterbach in der Gemarkung der Gemeinde Unterglottertal auf.
Die Grenzen der Gemarkung Oberglottertal scheinen seit früher Zeit beständig zu sein. Die Ostgrenze gegen St. Peter ist seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts die gleiche geblieben, auch wenn es noch 1780 zu Differenzen mit St. Peter kam. Obwohl innerhalb des Obertales mehrere Grund- und Gerichtsherrschaften bestanden, einige Höfe (Steckle- und Lautackerhof) sogar zu dem auswärts gelegenen Dinghof von Rohr gehörten, zeugen schon die frühesten Nachrichten von der Einheit des Gebietes.
Neben dem konstanzischen Besitz, dessen Dinghof erst 1302 erwähnt wird, trifft man als früheste Träger der Siedlung die Herren von Kenzingen und von Denzlingen, die wohl unter Einfluß des Zähringer Herzogs ihre Güter im oberen Glottertal samt unerschlossenen Waldgebieten bald nach 1100 an das Kloster St. Peter übergeben haben. In der Folgezeit sind es immer 9 Lehen von St. Peter und 18 Lehen von Konstanz, die im Ahlenbach, am oberen Glotterbach und seinen kleinen nördlichen Zuflüssen verstreut liegen.
Die Gerichtsherrschaft der Grafen von Freiburg im oberen Glottertal erstreckte sich auf die Besitzungen und die Leute des Hochstifts Konstanz. Über die Güter des Klosters St. Peter nahm jedoch der Abt das hohe und niedere Gericht in Anspruch. In einem Spruch des Freiburger Rates von 1449 werden die besonderen Rechte St. Peters anerkannt. Die Rechte der Grafen von Freiburg in den konstanzischen Lehen werden um die Mitte des 14. Jahrhunderts beschrieben und zeigen, dass ihr Gerichtsgebiet durch das ganze Glottertal bis hinauf " an das Lindeli" zu Reinhartsgereut reichten.
Vom Untertal aus versuchten die Schwarzenberger im 14. Jahrhundert ihren Einfluß im Tal auszudehnen. Ulrich von Schwarzenberg ließ sich keine Gelegenheit entgehen, seine Herrschaft zu vergrößern. 1390 hatte er vom Konstanzer Domkapitel für acht Jahre das Recht erworben, den "nutz der kilchen de glotern", also den Zehnten der konstanzischen Besitzungen im Glottertal einzuziehen unter der Bedingung, dass er davon alljährlich 60 Gulden kostenfrei an die domkapitelsche Verwaltung entrichte und dass jedes Recht auf diese Kircheneinkünfte für ihn und seine Erben erlöschen sollte, falls ein Termin versäumt würde. Damals hatte Ulrich sich und seine Erben eidlich verpflichtet, "die Kirche und die Güter und Nutzungen, die dazu gehörten, in getreuem Schirm, in guten Ehren und unwüstlich zu halten und zu haben".
Die Herrschaft Schwarzenberg, die unter österreichischer Oberlehensherrschaft stand, hatte sich durch Verpfändungen der Grafen von Freiburg im Jahre 1395 auch auf das obere Glottertal ausgedehnt. Mit der Verleihung des Wildbannes durch den österreichischen Landvogt im Breisgau erlangten die Schwarzenberger im Jahre 1442 ein wichtiges Herrschaftsrecht. Diese Pfandschaft des oberen Tales gelangte zwar noch einmal kurzzeitig in die Hände von Hans von Landeck, der auch das Föhrentäler Gericht innehatte, blieb dann aber eine Vogtei der Herrschaft Schwarzenberg, bis sie im Jahre 1567 unmittelbar vom Erzhaus Österreich gekauft wurde.
Due grundherrschaftlichen Verhältnisse im Obertal werden durch zwei Dinghöfe bestimmt, von denen einer dem Kloster St. Peter und der andere dem Konstanzer Domkapitel und später dem Deutschen Orden gehörte. Das Konstanzer Domkapitel erhielt die Dinghöfe zu Maurach und Gloter im Jahre 1302 durch den Kauf vom Bischof von Konstanz, Heinrich von Klingenberg. Mit den beiden Höfen, dem älteren Mauracher und dem jüngeren im Lauterbachtal (Gehrenhof) war das Patronatsrecht der Kirche verbunden. Dazu gehörten im Glottertal die 18 Lehen, von denen Gefälle und Zinsen zu zahlen waren. Im Jahre 1466 verkaufte das Domkapitel den Obertäler Dinghof an das Sankt Margarethenstift Waldkirch, das bereits das untere Tal besaß. Am 3. September 1466 kauften "Probst, Techan und gemain Capitel" zu Waldkirch von den Konstanzer Domherren um die Summe von 680 Gulden rheinische Währung den Glottertäler Dinghof der 18 Lehener mit Leuten und Gütern, besonders dem Hof genannt "Mure" mit dem Kirchenschatz und Patronatsrecht, und von dem ehemaligen Königshof zu Riegel, den Otto der Große 969 dem Kloster Einsiedeln vermacht hatte, die Hälfte des Großzehnten an Wein und Korn, "und mit allen anderen Gütern, Nutzen, Zinsen, Gülten und Zehnten, die zu jedem besonders gehören, es seien Häuser, Höfe, Hofreiten mit Weilern, Scheuern, Wasser, Wasserflüssen, Gärten, Bünden, mit Holz und Holzrechten, mit Gerichten, Zwingen und Bännern, mit Fällen und Lässen und mit allen anderen Rechten, Nutzen, Gewohnheiten und Zugehörungen".
Kaum waren die Waldkircher in diesen Besitz gelangt, so bemühten sie sich auch wieder, ihn loszuwerden. Schon im Mai 1474 verkaufte "Probst, Dechan und Capitel des Stiftes Sankt Margarethen" nicht "aus böser oder hinterlistiger Absicht", sondern "umb Nutz und Nottdurft" ihres Stiftes an den Freiburger Bürger Albrecht Braun den Glottertäler und den Murer Dinghof nebst Zubehör, als das Kaufobjekt von 1466 ohne den Riegeler halben Zehnten, um die Summe von 680 rheinische Gulden.
Zwai Jahre darauf, am 9. August 1475, verkaufte Albrecht Braun"vor offenem Rat, in der Ratstuben seinen neuerworbenen Besitz wieder" um 700 Gulden rheinischer Währung an den Deutschordenskomtur Ulrich von Windeck und übergab ihm alle heriauf bezüglichen "Briefe, Rödel, Register, Zinsbücher und sonstige Geschriften". Somit war der Patronat im Glottertal und die Lebensherrschaft über die 18 Lehener an das Freiburger Deutschordenshaus übergegangen, ei dem beides auch bis zur Aufhebung des Ordens 1806 verblieb.
Nicht weit von diesen konstanzischen und später deutschherrischen Dinghof im Lauterbachtal entfernt lag eine Exklave der Klosterherrschaft St. Peter mit zwei Gütern, dem Pfisterhof (als Dinghof) und dem Badburenhof. Diese beiden Hofbesitzer ware Untertanen des Klosters und leisteten diesem ihre Abgaben, z.B. Bodenzinse und Steuern. Dazu gehörten 5 Lehen und ein Halblehen, das sogenannte Schulmeisterlehen. Sie unterstanden auch der Gerichtsbarkeit des Klosters. Über die Gewanne "Breitmatt", "Bünde", und "Schandblätz" sowie die im Schwarzen Richenbach war das Kloster ebenfalls Grund- und Lehensherr. Sie waren, wie früher erwähnt, aber nach Rohr dinghöfig. Lauterbach und Reichenbach werden im Jahre 1346 erstmalig genannt. Das damals wie es scheint schon existierende Glotterbad erscheint stets als Eigentum der Schwarzenberger.
Die zwischen Lauterbach und Guldenwipf gelegenen sogenannten Neunlehen zwischen Neumeierhof und Hofbauernhof (7 Höfe ohne eigentlichen Dinghof) gehörten vermutlich den Winterbacher Junkern. Jedenfalls verkaufen die seit 1381 auf Schloß Winterbach ansässigen Brenner die Neunlehen 1537 an das Freiburger Kloster St. Clara. Von den Klarissinnensoll dann 1590 der Abt von St. Peter einen Wald und weitere Rechte um 600 Gulden gekauft haben. Vielleicht liegt hier ein Hinweis auf den unerforschten Ursprung des Gummenhofes am Kandel.
Trotz dieser verschiedenen Grundherrschaften und auch der verschiedenen Hochgerichtsherrschaften hat sich auch im Obertal trotzdem eine einzige Gemeinde gebildet. Obwohl hier ein echtes Zentrum der Siedlung fehlte, wurde die Gegend an der Einmündung des Lauterbachs in die Glotter ein Schwerpunkt der Markung.
Während auf dem nördlichen Ufer der Glotter geistliche Grundherrschaften lagen, entstanden auf dem südlichen Ufer die ritterlichen Vogteien Ohrensbach und Föhrental. Seit Ende des 13. Jahrhunderts werden Leute und Güter der Herren von Falkenstein in Glotter genannt, die sich sicher außer im Föhrental auch in Ohrensbach befanden, obwohl das nie ausdrücklich gesagt wird. Erst im Jahre 1469 erscheint bei der Aufzählung der vier Glotertaler Vogteien Vogt und Gericht des Hans Jakob von Falkenstein, wobei es sich dabei nur um Ohrensbach handeln kann, denn das Gericht zu Föhrental war damals schon landeckisch. Zu Ohrensbach gehörten 6 1/2 Lehen einschließlich des an der sanktpetrischen Grenze gelegenen Wuspenhofes. Nach den Falkensteinern wurden die Brüder Melchior und Balthasar von Blumeneck Lehensträger von Ohrensbach. Nachdem beide, ohne Kinder hinterlassen zu haben, gestorben waren, belehnte im Jahre 1527 Markgraf Philipp von Baden seinen Kanzler Dr. Hieronymus Veus mit Ohrensbach. Im Jahre 1564 kam die Herrschaft für 2100 Gulden an den hochbergischen Landschreiber Christoph Besold. Nach seinem Tode verkauften dessen Witwe und Kinder die Herrschaft im Jahre 1576 für 3100 Gulden an Erzherzog Ferdinand von Österreich. Österreich hatte nun nach dem Untertal und dem Obertal mit Ohrensbach in kurzer Zeit die dritte der vier Glottertäler Vogteien erworben und vereinigte alle drei mit der Cameralherrschaft Kastelberg-Schwarzenberg, bei der sie bis zum Übergang an das Großherzogtum Baden im Jahre 1806 blieben.
Ein Dinghof oder Meier ist in Ohrensbach nur in einer Quelle erwähnt. Von Lehen im "Morenspach" liest man schon im Jahre 1344. Die erste Nennung der Gerichtsgemeinde "in dem Mehrenspach" im Jahre 1454 verdankt man dem Kloster Günterstal, dem auf jenem Gerichtstag eine Gült von einem Achtellehen zugesprochen wurde. Beim Verkauf der Herrschaft an das Erzhaus Österreich im Jahre 1576 mit Aufzählung aller grundherrlichen Zuständigkeiten macht Ohrensbach (Öhrenspach) einen völlig geschlossenen Eindruck. Es befand sich offensichtlich keinerlei Grundbesitz in auswärtiger Hand.
Eine Besonderheit für die Gemeinde Ohrensbach stellt der Eichberg dar. Gebietsmäßig gehörte der Wald am Eichberg zu Unterglottertal und damit zur Herrschaft Schwarzenberg, der er auch steuerpflichtig war. Aber Ohrensbach hatte das Nutzungsrecht am Eichberg, der im Jahre 1582 durch ein Urteil des Gerichts von Stahlhof der GemeindeUnterglottertal aberkannt wurde. Eine Klage des Stiftes Waldkirch, das behauptete, der Eichberg sei ihm lehnbar, wurde 1597 durch das Hofgericht von Ensisheim abgewiesen. Seither gehört der Eichberg, auf dem erst 1836 die Eichwälder und Hecken gerodet und Reben gepflanzt wurden, den Ohrensbacher Bauern.
Der Name der Siedlung Föhrental ("Verrental") erscheint erstmals in einem Einkünfteverzeichnis des Stiftes Einsiedeln aus der Zeit von 127/1222. Es ist anzunehmen, dass auch dieser Besitz aus den konfiszierten Gütern des Grafen Guntram hervorgegangen ist, so dass Einsiedeln hier schon im 10. Jahrhundert begütert war. Dass die Besiedelung damals planmäßig vorgegangen ist, zeigt sich durch die Anlage der Höfe in regelmäßigen Abständen und dem Verlauf der Flurformen von einem Höhenrücken zum anderen. Auf welche Weise die grundherrlichen Rechte des Klosters Einsiedeln im 13. Jahrhundert in weltliche, falkensteinische Hände übergingen, ist nicht bekannt. Die HErren von Falkenstein sind seit 1281 in Gloter bezeugt. Auch die Schnewlin dürften hier 1283 Besitz gehabt haben. Im Jahre 1394 haben die Vettern Werner und Kuno von Falkenstein das Föhrental an Hermann Schnewlin von Landeck verpfändet. Im Jahre 1407 wurde es von Kuno von Falkenstein und seiner Frau Anna von Krozingen an den Schnewlin von Landeck und Jakob von Weisweil verkauft. In dieser Urkunde sind sämtliche Hoheitsrechte aufgezählt, insbesondere die Vogtei über die Gotteshausleute, Dieb und Frevel, Zwing und Bann, sowie die WildbänneDas Föhrental hatte damals 32 Lehen.
Von en Landeckern kam das Föhrental im Jahre 1603 an Franz Konrad von Sickingen. Nach dem Tode ihrer Mutter (1626) brachte Scholastika von Sickingen das Tal ihrem Gemahl Trutpert von Wessenberg in die Ehe. Die Wessenberger blieben nun bis 1862 Grundherren im Föhrental. Zum Föhrental gehörten viele Jahrhunderte lang auch der Hof "uffem Reiffengraben" (Grabenhof) im Suggental. Diese Föhrentaler Exklave wurde erst im Jahre 1892 nach dem Suggental eingemeindet. Noch ein weit größeres Gebiet, das schon 1407 nach Föhrental dinghöfig war, war die Exklave am Wipfi - das Gebiet Kunkler- und Lindlehof - zwischen den Gemarkungen Oberglottertal und St. Peter. Hier stand damals jedenfalls ein Hof am "Lindle", wohl der spätere Kunklerhof, von dem ein kleineres Stück, der spätere Lindlehof, der seit 1972 zu St. Peter gehört, abgetrennt wurde. Die Höhe des Wipfi war schon 1112 als Grenze des Gebietes von St. Peter genannt, und um 1350 reicht die Gerichtsherrschaft der Grafen von Freiburg in Glottertal bis an das "Lindeli zu Reinhartz gerü". Um 1350, als Ohrensbach und Föhrental unter der Lehenshoheit der Geroldsecker standen, gehörte ein Gut auf dem Wipfi zu Ohrensbach. In der Folgezeit ist eine Teilung in der Weise vorgenommen worden, dass das Gebiet des Wuspenhofes ohrensbachisch wurde, während der Wipf mit dem Kunkler- und Lindlehof und dem Schlemergütle als zu Föhrental gehörig anerkannt wurde. Der Kunklerhof wurde 1859 an das großherzogliche Forstärar verkauft, das Hofgebäude abgebrannt und das Hofgelände mit Wald bepflanzt.
Auch das Deutschordenshaus hatte im Föhrental Besitz. Im Jahre 1494 verkaufte ein Bauer in Wildtal, Hanns Bruch von Gundelfingen, an das Deutschhaus zu Freiburg "zu ewiger Nutzung drei Juchert Matten, anderthalb Juchert Ackerfeld und vier Juchert Gehölz im Föhrentäler Bann gelegen" um die Summe vn 27 Goldgulden. Der Wald, den der Deutschorden damals erwarb, ist der am Eingang des Föhrentals gegen die Talstraße steil abfallende Hang, der deshalb Komturrain und später Pfaffenrain genannt wurde, weil er dem Glottertäler Pfarrer zinste.
Der Dinghof des Föhrentals war der heutige Kreuzbauernhof. Dort war ursprünglich wohl auch die alte Gerichtsstätte. Im Jahre 1501 tagte das Vogtgericht aber schon im Wirtshaus im unteren Tal, in der Kreuzmühle. Bis zum Jahre 1754 stand das Föhrental im Gegensatz zu den anderen Talgemeinden trotz der österreichischen Landeshoheit nicht im Lehensverband. Erst damals wurde es in ein österreichisches Lehen verwandelt. Im Jahre 1806 schließlich kam das Föhrental wie die anderen Glottertalgemeinden im Rahmen der damaligen Neuordnung der politischen Verhältnisse in Deutschland zum Großherzogtum Baden.
Schwere Zeiten
Eine sehr schwere Zeit für das Tal waren die Jahre des Dreißigjährigen Krieges. Truppendurchmärsche und Belagerungen von Freund und Feind wechselten ständig. Beide Seiten hinterließen ihre zerstörerischen Spuren. Am 28. Dezember 1632 wurde Freibrg den Schweden übergeben und wenige Tage später rückten diese zur ersten Plünderung ins Tal. Die Bewohner des Tales verließen wegen der heranziehenden Truppen ihre Häuser und zogen sich in die Wälder zurück. Nur Schloß Winterbach war befestigt und offensichtlich weitgehend vor Übergriffen geschützt. Im Jahre 1634 kamen die Schweden zum zweiten Raubzug. Die Glottertäler flohen erneut in die Wälder, vor allem in den Kandelwald, kehrten wieder heim und flohen wieder. Angst und Not waren groß. Die Bauernhöfe wurden geplündert und vielfach eingeäschert, die Felder verwüstet und das Vieh mitgenommen. 1635 waren alle Höfe im Föhrental verlassen. Erst 1637 kehrten die Bauern allmählich wieder zu ihren zerstörten Höfen und verwüsteten Feldern zurück. Da sie kaum mehr Vieh besaßen, mussten sie den Pflug selbst ziehen, um das wenige Getreide, das sie noch besaßen, in die Erde zu bringen. 1643 erlebte das Glottertal eine weitere Plünderung.
Das Untertäler Gemeindewirtshaus "Zum Engel" stand während der ganze Kriegszeit leer. Die neue Scheune des Kapphansenhofes, deren Bau vor dem Einmarsch der Schweden angefangen worden war, blieb sehcs Jahre lang ohne Dach. Einquartierungen lösten Einquartierungen ab. Glaubwürdig überliefert ist die Kreuzigung der Wisserhofbäuerin am Scheunentor des Hofes, deren qualvolles Sterben noch gesteigert wurde durch den furchtbaren Schwedentrunk. Am Ende des Krieges waren im ganzen Tal die Häuser weitgehend zerstört, die Felder verwüstet, das Vieh und die habe geplündert. Teuerungen, Hungersnöte und die Pestseuche waren weitere Folgen des Krieges. Der Aufbau im Tal erfolgte in den folgenden Jahrzehnten nur sehr mühsam. Im Jahr 1681 zählte man wieder 600 Erwachsene.
Nur wenige Jahrzehnte später wurde das Glottertal erneut durch Truppendurchzüge und Einquartierungen fremder Soldaten heimgesucht. Während des Spanischen Erbfolgekrieges plünderten französische Truppen im Tal. Die Kirche wurde zum großen Teil zerstört. Es kam zu einer schrecklichen Hungersnot, einerseits weil das Tal 1713 völlig ausgeplündert war, aber auch weil di Ernste 1714 aufgrund des schlechten Wetters sehr gering ausfiel und eine damals grassierende verheerende Viehseuche die meisten Ställe leerte. Ausserdem brach im Winter 1713/14 das sogenannte Ungarische Fieber aus und forderte ebenfalls vile Todesopfer. So beklagte man allein im Jahre 1714 über 90 erwachsene Tote. 1716 richtete am Vortag des Schutzengelfestes ein gewaltiges Unwetter erneut großen Schaden an. Die Glotter wurde zu einem reißenden Fluß, riss viele Häuser mit und verwüstete Felder und Wiesen. In den Folgejahren ging es der Bevölkerung allmählich wieder besser, zumal die Bauern damals mit dem Anbau von Kartoffeln begannen, was zu einer wesentlichen Verbesserung des Nahrungsmittelangebotes führte.
Im Jahre 1796 zogen wieder französische Truppen in Freiburg und auch im Glottertal ein. Die Bewohner des Tales flohen erneut in die Wälder. Da die Glottertäler die Kriegssteuer nicht bezahlen konnten, wurde das Tal von französischen Truppen geplündert. Der Kirchturm musste die größte Glocke hergeben. Auch die österreichischen Truppen benahmen sich wie Feinde.
Nachdem die Glottertalgemeinden im Jahre 1806 zum Großherzogtum Baden gekommen waren, obwohl sie sehr viel lieber vorderösterreichsich geblieben wären, folgten einige wirtschaftlich gute Jahrzehnte. 1842 beschreibt Vikar Rolfus das Glottertal so: "Glottertal ist ein prächtiges Schwarzwaldtal mit zerstreuten Höfen und wohlbemittelten Leuten. Es ist sozusagen das Land, das von Milch und Honig ließt, üppige Weiden, herrlicher Wald, Viehzucht, Obst und Weinbau gedeihen hier." Aber schon bald änderte sich die Lage wieder. Im Jahre 1849 wurde nach der Niederschlagung der Märzrevolution in Glottertal preußisch-mecklenburgisches Militär einquartiert. Es kam wieder zu Plünderungsaktionen.
Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts forderten auch im Glottertal roße Opfer. Im ersten Weltkrieg verloren 81 Glottertäler als Soldaten ihr Leben. Im zweiten Weltkrieg blieben 161 Glottertäler im Krieg. Glück im Unglück erfuhr das Tal am 15. Januar 1945, als im Obertal Bomben fielen. Augenzeugen berichten: "Es war ein trüber, nebliger Tag. Es lag sehr viel Schnee. Mittags gegen halb eins hörten wir Flieger. Plötzlich machte es einen furchtbaren Knall und es fielen 60 bis 70 Bomben. Auf dem Doldenhof am Kandelberg kamen dabei fünf Familienmitglieder - Vater, Opa und drei Kinder - ums Leben. Vom Hofbauernhof bis zum Hilzingerhof waren danach viele Bombentrichter, aber es ist niemand getötet worden. Ein Mädchen hat ein Auge verloren, sonst gab s nur leichtere Verletzungen. Die Häuser waren aber teilweise stark beschädigt. Vielfach war der Putz von den Wänden gefallen. Da es um die Mittagszeit war, waren die meisten Leute zu Hause. Am schwersten hatte es den Lenzenhof getroffen. Die Familie befand sich gerade in der Stube eim Mittagessen, als die Bomben fielen. Bombenspitter durchschlugen die Fenster.
Die Scheune und auch ein großer Teil des Wohnhauses waren völlig abgedeckt. Gleich danach gingen die Menschen ans Aufräumen. Über die Gemeindeverwaltung Oberglottertal wurden Nägel und Schrauben ausgeteilt, um die Häuser wieder einigermaßen flicken zu können. Die Leute holten auf der Gschwandersäge Bretter, um die Dächer notdürftig zu decken."
Pfarrer Schlegel berichtete über seine Erinnerungen an diesen Tag: "Am 15. Januar 1945 um Mittag wird das nebelverhüllte Obertal mit 60 bis 70 Bomben belegt. Die Flieger hatten offenbar das Höllental gesucht, die Ravennabrücke. Wie durch ein Wunder wird im Tal niemand getötet. Im Obertal wurden beschädigt der Hilzingerhof, der Lenzenhof sehr schwer, der Klausenhof, der Kappbläsihof, der Wälderhansenhof, der Stöcklehof, das Kunklerhäusle am ärgsten, das Haus Bartmann-Rombach. Während ich zum Glottertal eilte, um Verwundete aus Gundelfingen zu versehen, sah sch mein Vikar Pater Wohlfahrt im Obertal um. Unterwegs sprang der kleine Georg Reichenbach auf ihn zu mit den Schreckensworten: 'Vikari, gang nur wieder heim, sisch alles kaputt.' Der Lenzenhof war so zugerichtet, dass die sahverständigen Männer vom Abreißen sprachen. Schlielich wurde der Wiederaufbau gewagt. Mühsam, in wochenlanger Arbeit, unter ständigem Leute- und Materialmangel, gingen Eigentümer und Helfer aus dem Dorf an die Ausbesserung der Schäden."
Besonders schicksalhafte Tage erlebte das Tal zwischen dem 20. und 22. April 1945. Der Volkssturm hatte eine letzte Abwehr in Form einer Vielzahl an Geschützen im Tal zusammengezogen. Französische Truppen waren bis an den Taleingang vorgerückt und planten für den 22. April einen Angriff mit Flugzeugen und Bodentruppen. Lediglich das schlechte Wetter und der überstürzte, nächtliche Rückzug des Volkssturms nach St. Peter rettete das Glottertal vor sinnlosen Zerstörungen in den letzten Tagen des Krieges.
Gesamtgemeinde Glottertal
Ein geschichtlich bedeutendes Datum für das Glottertal ist der 1. Januar 1970. Obwohl der Name Glottertal schon Jahrhunderte als Landschaftsbegriff für das Einzugsgebiet der Glotter mit seinen zahlreichen Nebenbächen gebräuchlich war und die vier ehemaligen Vogteien immer ein gemeinsames Kirchspiel bildeten, teilte sich das Tal politisch doch rund 1000 Jahre lang in die vier Gemeinden Föhrental, Oberglottertal, Ohrensbach und Unterglottertal. Mit dem Jahre 1969 ging die Selbstständigkeit dieser vier Gemeinden zu Ende. Sie schlossen sich zur Gesamtgemeinde zusammen.
Den unmittelbaren Anstoß dieses Zusammenschlusses bildete das Gesetz des Landes Baden-Württemberg zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden vom 26. März 1968 und die daraus entwickelten Modelle zur Kommunalen Verwaltungsreform. Darin sah das Innenministerium auch den Zusammenschluß der fünf Gemeinden Unter- und Oberglottertal, Ohrensbach, Föhrental und Heuweiler vor. Nach mehreren Vorgesprächen wurden die 4 Glottertalgemeinden am 2. November 1968 offiziell gebeten, sich zu überlegen, ob und wie sie eine Möglichkeit zu einer engeren Zusammenarbeit sehen. Man vertrat die Ansicht, dass durch die gemeinsame Tallage die Gemeinden gleiche Funktionen erfüllten und vor vielen Aufgaben stünden, die nur gemeinsam gelöst werden können. Im Janur 1969 informierte Landrat. Dr. Schill die Gemeinden erneut, dass das Innenministerium die Glottertalgemeinden als ein Modellfall für die Zusammenfassung von Kommunalfunktionen ansehe, da hier die Interessen in vieler Hinsicht gleichgerichtet seien. Genannt wurden die gemeinsame Förderung des Fremdenverkehrs, die gemeinsame Hauptschule und viele andere gemeinsame Projekte, die schon in den letzten Jahren nicht mehr in den einzelnen Rathäusern sondern in den eingerichteten Zweckverbänden entschieden wurden.
Daraufhin fragten im Frühjahr 1969 die fünf Gemeindeverwaltungen zunächst informell bei ihren Bürgern die Meinungen zu einem Zusammenschluß ab. Diese erste "Meinungserforschung" brachte aus Heuweiler die Auskunft, man sei mehr nach Gundelfingen hin orientiert und habe an einem Zusammengehen mit den Glottertalgemeinden kein Interesse. Auch Föhrental sprach sich in dieser Phase gegen eine Zusammenlegung aus. Die Gemeinderäte von Unter- und Oberglottertal und Ohrensbach kamen zu dem Ergebnis, dass sich jeweils die Mehrheit der Bevölkerung für eine Zusammenlegung aussprechen würde. Die 26 Gemeinderäte dieser drei Gemeinden trafen sich Ende April 1969 zu einer gemeinsamen Sitzung, in der Landrat Dr. Schill über die Gründe, die im Glottertal für einen Zusammenschluß sprechen und über den Gang des Verfahrens informierte. Die anschließende Abstimmung unter den Gemeinderäten ergab ein einminütiges Votum für den Zusammenschuß mit dem verbindlichen Vorbehalt, dass die Bevölkerung der drei Gemeinden sich im Zuge des rechtlich vorgeschriebenen Anhörungsverfahrens ebenfalls mehrheitlich dafür ausspricht. Die Abstimmung der Bevölkerung wurde für den 15. Juni festgesetzt. Daraufhin traf sich am 5 Mai auch der Gemeinderat von Föhrental noch einmal mit Landrat Dr. Schill, um die bisherige Ablehnung eines Zusammenschlusses erneut zu beraten. In dieser Sitzung befürwortete nun auch der Gemeinderat von Föhrental mit Mehrheit einen Zusammenschluß und beschloß, dass auch die Stimmberechtigten von Föhrental angehört werden sollten.
Mit diesem Beschluß war der Weg für den Gang des Verfahrens der Zusammenlegung frei. Die Bevölkerung des Tales wurde am 29. Mai in einer öffentlichen Veranstaltung über alle Einzelheiten des Zusammenschlusses informiert. Als Namen für die neue Gesamtgemeinde einigte man sich auf den Namen "Glottertal", wobei die Namen der alten Gemeinden als Bezeichnung für die Ortsteile erhalten bleiben sollten.
Am 15. Juni 1969 sprach sich dann die Bevölkerung der vier Glottertalgemeinden bei einer ungewöhnlich hohen Wahlbeteiligung und mit einer vorher kaum erwarteten Klarheit für den Zusammenschluß der vier Glottertalgemeinden aus:
Föhrental: 81,60 %
Oberglottertal: 89,85 %
Ohrensbach: 92,70 %
Unterglottertal: 97,00 %
Mit diesem eindeutigen "Volksentscheid" waren die Weichen für die Veeinigung zu einer Gesamtgemeinde im Glottertal endgültig gestellt. Die 4 Gemeinderatsgremien beschlossenen in den folgenden Wochen verbindlich die Vereinbarung zum Zusammenschluß der vier Gemeinden zur Gemeinde Glottertal. Bei knapp 2700 Einwohnern umfasste die neue Gesamtgemarkung nun eine Fläche von etwa 3100 Hektar und erstreckte sich von einer Höhe um 300 m am Talausgang bei der Mattenmühle bis zum 1243 m hohen Kandel. Nach der Unterschrift der Bürgermeister unter diesen Beschluß genehmigte das Regierungspräsidium den Zusammenschluß. Als Termin des Übergangs der alten vier Talgemeinden in die Gesamtgemeinde Glottertal wurde der 1. Januar 1970 vereinbart.
Am Dienstag vor Weihnachten 1969 wurden die Bürgermeister der alten Talgemeinden in der neuen Festhalle offiziell vom Landrat Dr. Schill in den Ruhestand verabschiedet. In einem Rückblick auf ihr kommunalpolitisches Lebenswerk würdigte er die Verdienste der vier Bürgermeister, die alle mehrere Amtsperioden ihren Gemeinden vorstanden: Hermann Tritschler (36 Jahre lang in Föhrental), Georg Strecker (17 Jahre lang in Unterglottertal), Georg Reihenbach (11 Jahre lang in Oberglottertal) und Josef Herbstritt (22 Jahre lang in Ohrensbach).
Innerhalb von drei Monaten musste nun ein neuer Gemeinderat für das ganze Glottertal gewählt werden. Bis dies geschehen konnte, übernahmen die bisherigen Gemeinderäte der 4 Gemeinden die Übergangsfunktion. Ausserdem war ein Amtsverweser bis zur Wahl eines gemeinsamen Bürgermeisters zu bestimmen. Dies geschah in einer Sitzung am 3. Januar 1970 mit der Wahl des Ratschreibers der Gemeinde Unterglottertal, August Strecker, zum Amtsverweser. Um Räume für die Gemeindeverwaltung zu schaffen, wurde schon in dieser Sitzung Amtsverweser Strecker beauftragt, gemeinsam mit seinem Architekten zu prüfen, ob das Untertäler Schul- und Rathaus zum neuen Rathaus ausgebaut werden könnte oder ein Neubau vorzusehen sei. Vorläufig wurden die Dienstgschäfte der Gemeindeverwaltung auf die Rathäuser von Unterglottertal und Ohrensbach verteilt. Ausserdem wurde die Übernahme der bisherigen Gemeindebediensteten der vier Gemeinden geregelt.
Es galt nun, zunächste einen Gemeinderat und einen Bürgermeister für die neue Gesamtgemeinde wählen tzu lassen. Diese Wahlen fanden am 22. März 1970 statt. Unter vier Kandidaten ging der einheimische Bewerber August Strecker mit 762 von 1328 Stimmen schon im ersten Wahlgang als klarer Gewinner hervor und wurde so zum ersten Bürgermeister der Gemeinde Glottertal gewählt. Damit war die neue Gemeinde nun endgültig funktionsfähig. Wichtigste Aufgabe war es zunächst, die bisherigen Gemeinden harmonisch zu einer neuen politischen Gemeinschaft zusammenwachsen zu lassen. Dies ist im Gegensatz zu vielen anderen Gemeindezusammenlegungen ohne große Schwierigkeiten gelungen. Schon im Jahre 1971 schrieb der Chronist in der Badischen Zeitung: "Heute hat man das Gefühl, als habe es immer nur 'ein Glottertal' gegeben." Der jüngeren Generation ist heute kaum mehr bewusst, dass es im Glottertal einmal vier Gemeinden gab.
Quelle: Das Glottertal - Geschichte und Erinnerungen
Herausgeber: Gemeinde Glottertal
Eingestellt am: 09.05.2011
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