Der Schützenverein
Ein Klein-Kaliber-Schützenverein Glottertal bestand zu dieser Zeit ebenfalls. Er wurde benutzt, um im Sinne der nationalsozialistischen Erziehungsideale der Jugend den Umgang mit der Waffe vertraut zu machen.
Ein Schreiben vom 5. Mai 1936 zeigt, wie zu jener Zeit die Vereine für die nationalsozialistische Ideologie eingespannt wurden:
Kleinkaliber-Schützenverein
Glottertal
Oberglottertal, den 5. Mai 1936
An den Herrn Bürgermeister Oberle
der Gemeinde Unterglottertal
Nach der Wiederherstellung unserer Wehrhoheit soll der Kleinkaliber-Schützenverein seinen Schiessbetrieb wieder aufnehmen und damit in Erfüllung einer vaterländischen Pflicht an der Wehrhaftmachung unseres Volkes durch die Heranbildung guter Schützen mitarbeiten.
Die Erfüllung dieser Aufgabe ist dem Verein jedoch nur möglich, wenn er von den Gemeindeverwaltungen tatkräftig unterstützt wird. Ich bitte daher, den Verein durch Zuwendung einer einmaligen od. Jährlichen Geldspende zu den Kosten des Schiess-Standes wurde am Sonntag, den 3. Mai bereits aufgenommen.
Heil Hitler
Der Vereinsführer
Julius Waldeis
Der Schützenverein konnte erst im Jahre 1971 wiedergegründet werden. Bald stellte man fest, dass es aber auch schon vor 400 Jahren einen Vorgänger, eine Art Bürgerwehr, im Glottertal gab. Bei der Gründungsveranstaltung der Glottertäler Schützenfreunde am 23. Juli 1971 im Gasthaus Linde angeregt durch den Hauptinitiator Friedrich Boele, in Anwesenheit von 26 interessierten Mitbürgern, u.a. Altbürgermeister Georg Reichenbach, kam im Laufe des Abends ans Licht, dass schon einmal ein Schützenverein im Glottertal existierte, der 1933 bestand. Man nannte deshalb den neugegründeten Verein „Glottertäler Schützen e.V. 1933“. Schon 3 Jahre später, im Jahre 1974, war der Verein um 400 Jahre gealtert, und das kam so:
Aus Anlass der Fahnenweihe beim Schützenfest am 18. und 19. Mai 1974 eröffnete Geistlicher Rat Schlegel in seiner Festpredigt, dass schon im Jahre 1579 laut Kirchenarchiven ein Schützenverein im Glottertal bestanden habe. Dies ginge aus der Schützenordnung von 1579 hervor. Es handelte sich dabei aber nicht um einen Verein in unserem heutigen Sinne. Vielmehr existierte damals eine Bürgerwehr, die im Interesse der Obrigkeit den Umgang mit der Waffe übte.
Über den alten Schützenverein schreibt Pater Georg Schurhammer:
„Aus dem Jahre 1579 ist noch eine Schützenordnung des Glottertäler Schützenvereins vorhanden, die ziemlich ausführlich ist, aber entgegen der damaligen Sitte keinerlei kirchliche Bestimmungen enthält. Wahrscheinlich war dieser Verein von der Landesherrschaft angeordnet worden, damit für die Landesmiliz immer eine entsprechende Anzahl geübter Schützen vorhanden war, denn die Landesherrschaft stellte die nötigen Gewehre, stiftete Freigaben und bestrafte, wo nötig.
Alljährlich wurden 4 Schützenmeister erwählt, desgleichen 'Dreier', die auf genaue Durchführung des Reglements schauen mußten. Alljährlich mußten die Schützenmeister 'redlich, uffrecht und erbar' Rechenschaft ablegen. Sie hatten auch die Kasse zu führen und 'nit unnützlich anwenden'. Sie sollten auch eine ordentliche Tafel haben, darin die Schützen alle angemeldet werden. Die Schützenmeister konnten die Mitglieder zusammenbieten lassen, 'soverr es sie von nöten sein beducht', bei 6 Pfennig oder 3 Schilling Strafe. Den Anordnungen derselben musste unbedingt Folge geleistet werden; sie führten die Aufsicht bei den Schießübungen, die jeden Sonntag um 12 Uhr am Schießrain (hinter der Sonne) stattfanden, woselbst auch die Schießhütte stand.“
Bei der Generalversammlung am 19.7.1974 einigte man sich einstimmig auf den neuen Vereinsnamen Glottertäler Schützen e.V. 1579. So konnte bereits 1979 ein großes Fest zum 400. Geburtstag dieses jungen Vereins gefeiert werden.
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