Erste Bewährungsprobe
Der Versuch der Badischen Kraftlieferungsgesellschaft (BAKAGE), im Frühjahr 1914 eine Hochspannungsleitung von Buchholz nach Oberglottertal zu bauen, brachte für Georg Schuler erhebliche Probleme.
Seit dem Jahre 1906 waren 8 Jahre vergangen. In den Glottertalgemeinden bestanden inzwischen zwei voneinander völlig getrennte Freileitungsnetze. Zum einen das Netz des Glotterbades, in welches inzwischen auch das Sägewerk Gschwander Energie einspeiste, und ausserdem das Schulersche Elektrizitätswerk mit seinem Netz, welches sich mit einer Freileitung bis zur Kirche im Untertal erstreckte.
Nun hatte das Glotterbad aber den Bau eines neuen Gebäudes in Angriff genommen. Der Carlsbau wurde erstellt. Die Versorgung des gesamten Gebäudekomplexes aus dem eigenen Elektrizitätswerk beim Hofbauernhof und den weiteren kleinen Zulieferern erschien unmöglich, da keine Leistungsreserven mehr vorhanden waren. Die Geschäftsleitung des Glotterbades entschloss sich deshalb, bei der BAKAGE Antrag auf Anschluss an das Niederspannungsnetz zu stellen. Diese hatten ihr überregionales Netz bereits bis Buchholz ausgebaut. Es wurde u.a. aus dem Murgkraftwerk, Kraftwerk Rheinfelden und dem Kraftwerk Laufenburg gespeist und gehörte zu dem allmählich entstehenden europäischen Verbundnetz.
Mit dem Anschluss an dieses bis heute übliche Drehstromnetz wäre das Glottertal und alle Glottertalgemeinden gut bedient gewesen. Doch es kam anders. Die Glottertäler Bürgerschaft wehrte sich mit allen Mitteln gegen diesen Netzanschluss. Bereits Planungsverfahren verweigerten etliche Grundbesitzer den Verkauf des Bodens für den Freileitungsbau. Gründe dafür waren zu einen, dass Georg Schuler die nötigen Finanzmittel zum Bau seines E-Werkes von der Glottertäler Darlehenskasse bezogen hatte, dessen Mitglieder sie ja alle waren. Sie befürchteten im Falle des Baues der neuen Leitung das Ende des Schulerwerkes und somit auch den Verlust ihrer Einlagen bei der Darlehenskasse. Zum anderen hatte sich eine Art Ortspatriotismus für Georg Schuler und essen Familie herausgebildet. Diesen Georg Schuler, der mit so viel Idealismus und Tatendrang sein E-Werk errichtet hatte, den wollte man durch das Geschäftsdenken der großen Energiegesellschaften nicht zugrundegehen lassen.
Trotzdem wurde das Enteignungsverfahren von der Großherzoglichen Regierung eingeleitet. Es verzögerte sich jedoch dadurch, dass die Grundeigentümer teilweise zum Militärdienst eingezogen waren. Der Krieg führte dann auch dazu, dass wegen der Rohstoffknappheit die bereits georderten Holzmasten und Leitungsdrähte von der Kriegswirtschaft beschlagnahmt wurden.
Die BAKAGE versuchte dennoch bis 1916, zumindest dir formellen Dinge zu regeln, um nach Beendigung des Krieges die geplanten Arbeiten ausführen zu können. Außerdem versuchten sie über das damalige Bezirksamt Waldkirch den Talgemeinden klar zu machen, wie vorteilhaft diese Leitung wäre.
Die Gemeinde Föhrental bekräftige daraufhin auch ihren Willen, sich an dieser Freileitung zu beteiligen. Die BAKAGE stellte aber klar, dass sich für sie nur ein Anschluss des Glotterbades wegen dessen hohen Strombedarfes rentierte und ein Anschluss der Talgemeinden eher eine zweitrangige Bestrebung sei. Das Bezirksamt Waldkirch forderte nunmehr von Schuler einen Nachweis, ob er auch in Zukunft die Glottertalgemeinden insbesondere Föhrental versorgen könne. Am 5. Mai 1916 schrieb der beratende Ingenieur Georg Groth darüber:
Für die technische Durchführbarkeit einer erweiterten Stromversorgung aus den Schulerschen Kraftquellen liegen erhebliche Schwierigkeiten nicht vor.
A. Es stehen zur Verfügung:
a. im eigenen Werk des Herrn Schuler 25 KW
b. im Gschwanderschen Werk 33 KW
c. im Kraftwerk des Glotterbades 20 KW
insgesamt also 78 KW
B. Demgegenüber kommen als Höchstbedarf in Betracht:
a. bei den jetzigen Stromkunden 10 KW
b. beim ausgebauten Glotterbad 25 KW
c. bei neuen Stromkunden 40 KW
insgesamt also 75 KW
Geplante Erweiterung:
Etwa 50 Höfe mit zusammen rund 40 Motoren und etwa 700 Glühlampen in den Gemarkungen Obertal, Ahlenbach, Ohrensbach, Untertal und Föhrental. Motorentagesbetrieb. Dreschen auf genossenschaftlicher Grundlage.
Nach diesem Schreiben schwenkte auch das Glotterbad um. Die beiden bisher getrennten Freileitungsnetze wurden nun zu einem Verbundnetz zusammengelegt, indem alle Kleinkraftwerke gemeinsam zur Versorgung der Talgemeinden beitrugen. Die BAKAGE legte ihre Pläne auf Eis. Damit war die Stromversorgung bis in die 1920er Jahre geregelt.
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