Die Schwarzwaldklinik

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Der Bauernkrieg und die Folgen


 

Kaum war die neue Kaplanei eingerichtet und das Glottertal nun von 2 Seelsorgern betreut, stand die schwere Zeit des Bauernkrieges bevor, die dem ersten Kaplan dann auch gleich das Leben kostete. Denn aus dem um 1525 auch im Glottertal tobenden Bauernkrieg wird erzählt, dass hinter dem Altar der Glottertäler Kirche ein Geistlicher ermordert worden sei. Es soll Kaplan Rottuber, der erste Kaplan auf der neu errichteten Kaplanei gewesen sein. Überhaupt war durch den Bauernkrieg eine gewisse Verrohung unter den Leuten eingerissen, was die ewigen Händel und häufigen Totschläge zeigen. Die Kirche versuchte durch besondere Strafen gegen die Mißstände vorzugehen, indem solche Streithähne mit einer brennenden Kerze in der Hand öffentlich vor der Kirchentüre Buße tun mussten. So wird während des Bauernkrieges auch von einem Fall im Glottertal berichtet. Rudi Schnetz, ein Kriegsknecht, hatte im Glotterbad beim Wein Streit mit dem Glottertäler Hans Ganser bekommen, der ihn dabei ein "Pulvermännli" nannte. Darüber geriet Schnetz so in Wut, dass er dem Ganser einen Streich und Stich versetzte, so dass dieser starb. Noch am Morgen hatte dessen Frau ihm, als er schon wieder ins Wirtshaus ging, ein solches Ende gewünscht. Sie war deshalb auch mit einem Schmerzensgeld von 10 Kronen zufrieden. Schnetz aber musste öffentlich Kirchenbuße tun und sich am Sonntag mit einer brennenden Kerze vor die Kirchentüre stellen.


Auch der Junker auf dem Schloß Winterbach war in jener Zeit mit dem Pfarrer nicht besonders wohlgesonnen, wie eine Auseinandersetzung um das Jahr 1535 zeigt. Der Glottertäler Pfarrer hatte dem Junker auf dem Schloß Winterbach seine Magd abgedingt und hierüber geriet dieser in solche Wut, dass er drohte, er wolle den Pfaff erschießen. Der Pfarrer ging voller Angst auf das schwarzenbergische Amt zu Martin von Rechberg und klagte ihm seine Not. Dieser befahl nun seinem Vogt im Untertal, dem Blattmann, er solle dem Junker den Frieden mit dem Stab gebieten. Nur ungern machte sich der Vogt auf den Weg, denn mit dem Junker ließ sich nicht gut Kirschen essen. Er traf den Junker vor dem Schloß auf der Fallbrücke und gebot ihm den Frieden. Aber da kam er gerade recht. Der Schloßherr fuhr den armen Vogt an und sagte ihm dermaßen die Meinung, dass dieser, ohne vom Stab und seinem Amt Gebrauch zu machen, sich entfernte und nie mehr blicken ließ.


In der Zeit des Bauernkrieges nahm auch der Streit zwischen dem Pfarrer und den Bauern des Tales wegen der Abgabe des Zehnten immer mehr zu. So weigerten sich die Obertäler Bauern, den Heuzehnten zu zahlen, das müssten nur die Untertäler, ihnen sei das schon früher erlassen worden. Auch der Winterbacher legte sich erneut mit dem Pfarrer wegen des Zehnten an. Als im Jahre 1620 ein neuer Schloßherr auf Winterbach einzog, zahlte er zwar die zwei Wägen voll Heu als Zehnte an den Pfarrer, aber anstatt des Weinzehnten zahlte er nur eine Krone, was der Pfarrer nicht annehmen wollte, und vom Kleinzehnten für Hanf, Flachs, Erbsen, Bohnen usw. gab es gar nichts. Im ersten Jahr ließ das der Pfarrer durchgehen. Als der Winterbacher Junker in den Jahren 1621 - 1624 jeweils um die 50 Saum Wein erntete, ohne dem Pfarrer den Weinzehnten zu geben, und auch die anderen Abgaben nicht mehr leistete, unter anderem auch dem Sigrist, dem Meßner, die drei Haber- und zwei Korngarben, den Laib Brot an Johanni und Weihnachten nicht gab und auch den Pfingstkäs nicht lieferte un dseinem Meier verbot, ihm zu geben, was der Pfaff wolle, kam es zum offenen Streit zwischen Junker und Pfarrer. Der wurde allerdings unterbrochen durch den plötzlichen Tod des Junkers 1624. Als dann seine Witwe zum Pfarrer kam und wollte, dass man den Junker in der Glottertäler Kirche bestatte, widersetzte sich der Pfarrer und bestattete ihn auf dem Friedhof vor der Kirche. Das sei Ehre genug für ihn, meinte er.


Die Reformation machte sich im Glottertal kaum bemerkbar, da der Landesfürst katholisch war. Aber sicherlich haben es die Glottertäler als sehr bitter empfunden, dass Denzlingen laut Regierungsdekret 1556 lutherisch wurde und dass man das vielbesuchte Wallfahrtskirchlein auf dem Murerberg schloss und den Bruder von dort vertrieb. Das Vertrauen auf die Fürbitte des hl. Severin blieb bei den Glottertälern jedoch noch lange lebendig, obwohl die Wallfahrten und Prozessionen zur St. Severinskapelle seit 1556 aufhören mussten. Dadurch wurde allerdings gleichzeitig auch das Ansehen der Glottertäler Pfarrkirche gehoben, wo ja eine bekannte Wallfahrt zum hl. Blasius bestand.


Eine große Last, die vor allem im 16. Jahrhundert auf der Bevölkerung lastete, war - abgesehen von dem großen Sterben um 1520, 1545 und 1565 - der damals allgemein verbreitete Hexenwahn, der zahlreiche Unschuldige dem qualvollsten Tod überlieferte. Besonders eifrig zeigte sich im Verbrennen der Hexen das Städtlein Waldkirch, von dem auch Glottertälerinnen betroffen waren. Im Jahre 1587 wurde z.B. "Ottilie Reichenbächin, die Witwe des Hans Reichenbach selig" der Hexerei verklagt, in Waldkirch eingesperrt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

 

 

 

 

 

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