Die Schwarzwaldklinik

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Aberglaube


 

Neben dem frommen Glauben blühte aber auch im Glottertal der Aberglaube sehr üppig, wie man aus Visitationsberichten aus dem 18. und 19. Jahrhundert erfuhr. Viele Zauberbücher waren im Gebrauch. Man wusste wohl, dass man eigentlich solche Bücher nicht besitzen durfte, aber dennoch vertraute man ihnen manchmal mehr als dem Gebet. Auch der Glaube an Hexen war bis ins 19. Jahrhundert im Tal verbreitet. Sie behexten angeblich das Vieh, stahlen die Milch, schickten Krankheiten, bereiteten Hagel und Ungewitter etc. Stellte man den Besen umgekehrt in den Stall, oeder war ein Ziegenbock drin, blieben die Hexen fern. Eine besondere Rolle im Glottertal spielte das "Schreckli". Es gibt, so sagte man, im Tal gewisse Leute, die auch gegen ihren Willen als Schreckli nachts nach dem Betzeitläuten zu Mensch oder Vieh kommen und sich auf sie setzen, so dass die Gequälten fast nicht mehr schnaufen können. Jedoch hat das Schreckli nur von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang Gewalt. Gegen dieses Wesen gab es verschiedene Mittel. Wenn man z.B. vor dem Schlafengehen betete oder die Schuhe kreuzweise vors Bett stellte oder irgendetwas Geweihtes unter das Kopfkissen legte, konnte das Schreckli nicht kommen.


Als einst der alte Wisserhansebur in den Stall kam, weinte die Magd unaufhörlich und als er sie nach dem Grund fragte, erklärte sie, sie müsse diese Nacht als Schreckli da und dorthin gehen und wolle es doch nicht. Der Bur sagte zu ihr, sie könne doch auch als Schreckli auf seinem großen Ochsen sitzen. Am nächsten Morgen lag der große Ochs tot im Stall, so erzählt man.


Verbreitet war auch der Glaube an Gespenster. Dahinter steckte die Vorstellung, dass die Seelen der Verstorbenen, besonders wenn sie in Sünden gestorben sind, keine Ruhe fänden und noch auf Erden umgehen müssten. Früher glaubte man überall solche Geister wahrzunehmen. Noch in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ist im Tal z.B. von folgenden Geistern die Rede:

Der Lammgeist beim blauen Äckerle, der "Fideleschwanz" ins Wale Loch und der "Lederkäppler" auf dem Gullerhof. Dort musste man am Stall immer ein Loch auflassen, damit er aus- und eingehen konnte, sonst plagte er das Vieh. Die "Windelwäscheri" geisterte zwischen Laudacker- und Stecklihof. Die "Bachdatschere" lief ohne Kopf am Lutterbächli und am Ahlenbächli. Gefürchtet waren auch der "Rohrgeist" am alten Rohrweg und der Geißenmeckerer am Murweg im Kandelwald.


Besonders verbreitet waren die sogenannten "Lochegeister". Das waren die Seelen der Bauern, die miteinander Prozesse wegen der Lochen (Grenzsteine) führten, was vor der festen amtlichen Bestimmung der Gemarkungsgrenzen oft vorkam. "Grusig" solls gewesen sein, wie der alte Engelwirt auf dem Sterbebette den Eckli-Rot (Molzebur) aufs jüngste Gericht bestellte, damit dort der Prozess zwischen ihnen entschieden werde.


Für die Pfarrer war das Vorgehen gegen die verschiedenen Formen des Aberglaubens nicht einfach. Aber es war notwendig, denn das Aus-den-Büchern-lesen und die Verwünschungen brachten auch viel Leid zwischen die Bauern. Einer war dem anderen vor, er würde ihm das Vieh verhexen, wenn mal wieder ein Tier verendet war. Da war es für den Geistlichen oft schwer, zu vermitteln. Andererseits war der Pfarrer ja von den Bauern abhängig, denn sie versorgten ihn.

 

 

 

 

 

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